Teamgeist – gefragt in Fußball und Kirche

Dominik Heggemann und Katleen Strunk sind beide in Kirche und Fußball aktiv.
Dominik Heggemann und Katleen Strunk sind beide in Kirche und Fußball aktiv. Bild: privat

Fanmeilen, Deutschlandfahnen, Fußballfieber: All das gibt’s spätestens ab dem 14. Juni wieder, denn dann ist vier Wochen Fußball-Europameisterschaft in der Bundesrepublik. Auch Katleen Strunk und Dominik Heggemann werden die Spiele verfolgen und mitfiebern. Beide sind aktiv im Fußballverein Blau-Weiß Hollage. Und beide sind aktiv in der Kirche. Aber gehen Weihrauch und Fußballtrikot überhaupt zusammen?

Sonntags geht man in die Kirche – oder auf den Fußballplatz? Katleen Strunk hat die Frage für sich beantwortet: Am Sonntag spielt sie Fußball. Mit ihrem Team von Blau-Weiß Hollage ist die 23-Jährige dieses Jahr Vize-Meisterin in der Oberliga geworden. „Das hätten wir so am Anfang der Saison nicht erwartet“, freut sie sich. Trotzdem ist ihr auch ihr Engagement in der Pfarrgemeinde wichtig. Von Klein auf ist sie dort aktiv, als Messdienerin, Gruppenleiterin, in der Organisation der Zeltlager. Seit einem Jahr amtiert sie als Mitglied im Pfarrgemeinderat. In der Runde ist gerade ein großes Thema: Die Organisation eines „Gemeindetaxis“ für Senioren. „Damit diese zum Gemeindefest oder zum Gottesdienst kommen können, auch wenn sie nicht so mobil sind“, erklärt die angehende Grundschullehrerin.
Flanken geben, Tore schießen – symbolisch gemeint ist das auch in Gremien gefragt, genauso wie auf dem Fußballplatz. Aber es gebe noch mehr Parallelen, findet Katleen Strunk – und Gelegenheiten, wo Fußball und Kirchen voneinander lernen könnten.

Gemeinschaft verbindet

Dem kann sich Dominik Heggemann anschließen. Seit sechs Jahren trainiert er ehrenamtlich eine E-Jugend-Mannschaft im Verein. Er steht bei den zehn und elf Jahre alten Jungen an der Seitenlinie und feuert sein Team an. Hauptberuflich arbeitet er im Dienst des Bistums Osnabrück und berät dort unter anderem Kirchengemeinden, wenn Veränderungen auf sie zukommen – auch eine Art Training.

An Fußball fasziniert Dominik Heggemann die Atmosphäre auf dem Platz und drumherum. „Das hat ein ganz eigenes Flair, eine ganz eigene Stimmung“, sagt er. Alle tragen den gleichen Dress, das gebe auch ein großes Gemeinschaftsgefühl. Dass Zusammenhalt vermittelt wird, verbindet Fußball und Kirche, finden Dominik Heggemann und Katleen Strunk. Auch wenn es im Spiel gegen eine andere Mannschaft gehe, sei der Zusammenhalt im Team doch groß, so Katleen Strunk. Ähnlich wie im Pfarrgemeinderat oder beim Jugendzeltlager.

Und ob das Team jetzt sich im Sitzungszimmer berät oder hinter einem Ball hinterherjagt – „Teambuilding ist immer sinnvoll“, ist sie der Meinung. Bei ihrer Mannschaft geschieht dies jede Woche im Training. Im Pfarrgemeinderat hatten sie bald nach den ersten Treffen eine längere Klausurtagung. „Da lernt man sich auch abseits der Diskussion um Sachthemen besser kennen.“

Als Trainer gehe es ihm darum, ein Miteinander auf dem Platz zu schaffen. „Ich will den Jungen die Grundbotschaft vermitteln: „Wir als Mannschaft können das schaffen“, sagt Dominik Heggemann. Bei Fragen der Haltung schöpfe er auch aus den Einstellungen, die für ihn als Christ wichtig sind, zum Beispiel wenn er seinen Jungs beibringe, miteinander zu spielen, nicht nur sich allein auf dem Platz zu sehen. Das sei durchaus eine Haltung, die er auch in einer christlichen Gemeinde gut fände – also weniger Egoismus, mehr Teamplay. „Oder wenn wir gewinnen, dann deshalb, weil wir besser Fußball gespielt haben und nicht, weil wir ständig gefoult haben“, sagt er.

Was kann Kirche von Fußball lernen?

Und was könnte eine Kirchengemeinde vom Fußball lernen? „Erfolge zu feiern“, findet Dominik Heggemann. Das passiere in Gemeinde zu selten. Wenn ein Pfarrfest gut verlaufen sei, gehen die Menschen, die es vorbereitet haben, nach Hause, ohne dass man noch zusammen den Erfolg feiere. Das sei im Fußball anders: Da werde jeder Torschuss bejubelt und nach Spiel noch zusammengesessen, erzählt Dominik Heggemann. Da sei eine Selbstverständlichkeit drin, eine „spielerische Leichtigkeit“, mit dem Erfolg umzugehen – was auch helfe, wenn es dann mal eine Niederlage gibt.

Weitere Infos

  • Auf der Internetseite www.fussball-begeistert.de finden Kirchengemeinden, Organisationen und Fußballbegeisterte Ideen und Materialien für Initiativen und Aktionen, Gottesdienste und Impulse rund um die Fußball-Europameisterschaft 2024.

Organisatorisch hingegen könnte man sich bei ihr im Verein etwas von Kirche abschauen, erzählt Katleen Strunk: „Wenn es darum geht, den Spielbetrieb abseits des Platzes zu organisieren.“ Da seien die Organisationsstrukturen zum Beispiel bei ihnen im Pfarrgemeinderat doch professioneller, weil jeder und jede wisse, was zu tun ist.

Jetzt kommt aber erstmal die Europameisterschaft, auf die sich beide freuen. Strunk denkt dabei auch über die bloßen Spiele hinaus an das derzeit oftmals angespannte Klima in der Gesellschaft: „Vielleicht kann die EM dazu führen, dass sich die Menschen in Deutschland wieder näher kommen“, ist ihre Hoffnung. Dominik Heggemann sagt, dass er sich die Spiele gerne zusammen mit anderen anschaut. „Ich bin auf jeden Fall gespannt darauf. Die letzten Testspiele liefen für die deutsche Mannschaft ja recht erfolgreich“, sagt er. Und hat noch einen Tipp für die Verantwortlichen in den Pfarrgemeinden: Bei der Planung von Terminen darauf achten, dass diese nicht auf den Spielen der deutschen Mannschaft liegen. „Oder sie gleich so legen, dass man sich nach der Sitzung das Spiel zusammen anschauen kann.“