Torsten Pastor wird Priester

Viele Freunde und Bekannte haben zugestimmt, haben Torsten Pastor das Gefühl gegeben, dass er auf dem richtigen Weg ist. Am Samstag vor Pfingsten wird er im Osnabrücker Dom zum Priester geweiht, wird dem Bischof Gehorsam versprechen. Mit Haut und Haar wird er sich der Kirche verschreiben, und das in einer Zeit, in der viele Menschen dieser Institution den Rücken kehren, in der die Relevanz von Kirche in der Gesellschaft immer mehr abnimmt. Mancher aus seinem Umfeld hatte seine Entscheidung denn auch kritisiert. Das ist ihm nicht gleichgültig, aber es hält ihn nicht davon ab, etwas zu Ende zu bringen, was er sich schon lange wünscht.
Torsten Pastor ist in Bocholt im Münsterland aufgewachsen. 1987 kam er dort zur Welt. Und er war noch nicht einmal volljährig, als er sich zum ersten Mal die Frage stellte, ob er Priester werden sollte. „Aber die Tragweite einer solchen Entscheidung war mir zu groß“, sagt er heute, fast 20 Jahre später. Er verließ seine Heimat, machte in Mettingen eine Ausbildung zum Altenpfleger, sattelte in Osnabrück um auf Berater für Diabetiker und wurde doch immer wieder mit der Frage konfrontiert, ob es das schon gewesen sein sollte. „Der Gedanke, Priester zu werden, hat mich einfach nicht losgelassen.“ 2018 meldete er sich schließlich beim Bistum Osnabrück. „Ich wollte den Weg ausprobieren. Sonst hätte ich mir später vielleicht Vorwürfe gemacht.“
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Torsten Pastor wird am Samstag, 7. Juni, um 9.30 Uhr im Osnabrücker Dom von Bischof Dominicus Meier zum Priester geweiht. Die Priesterweihe wird live im Internet übertragen. Der künftige Priester ist derzeit in Haren (Ems) tätig. Dort in der Kirche St. Martinus findet an Pfingstsonntag, 8. Juni, um 10.30 Uhr auch die Primizfeier statt, der erste Gottesdienst, den er als Priester feiert.
Pastor ging nach Lantershofen im Ahrtal, wo er auch ohne Abitur Theologie studieren konnte. Seit 2023 ist er in Haren/Ems, erst als Praktikant, seit Juni 2024 als Diakon. Als solcher darf er schon taufen, bei der Trauung assistieren, beerdigen. „Ich kann Menschen auf ihrem Glaubensweg begleiten. Das ist pure Seelsorge, das finde ich wirklich toll.“ Die katholisch geprägte Stadt im Emsland hat es ihm leichtgemacht anzukommen. „Gleich in den ersten Tagen habe ich unheimlich viele Menschen kennengelernt, viele sind auf mich zugekommen. Ich mag die norddeutsche Art und Mentalität, man duzt sich, man sagt den ganzen Tag „Moin“ und überhaupt sind die Norddeutschen ziemlich unkompliziert, locker und zugänglich. Ich mag diese Offenheit.“ Dazu gehört auch mancher Scherz, der sich bei seinem Nachnamen einfach aufdrängt. Eines Tages könnte er „Pastor Torsten Pastor“ sein.
Als Priester wird sich sein Aufgabenbereich auf jeden Fall gegenüber dem des Diakons noch einmal erweitern. Er freut sich darauf, Eucharistie zu feiern, Beichte zu hören, die Krankensalbung zu spenden. Selbst wenn er nun nicht mehr mit den anderen in der Kirchenbank sitzt, sondern am Altar steht, will er auf gar keinen Fall abgehoben wirken; er will „der Torsten“ bleiben. „Ich möchte Menschen auf ihrem Glaubensweg begleiten, will für sie eine Nähe zum barmherzigen Gott schaffen – natürlich ohne sie auf einen bestimmten Weg zu zwingen.“ Diese Begleitung werde auch in Zukunft eine wesentliche Aufgabe des Priesters sein.
Hat er manchmal Zweifel? „Ich habe in meinem Glauben an Gott ein großes Vertrauen“, sagt Torsten Pastor. „Aber ich habe natürlich meine Zweifel. Die gehören aus meiner Sicht zum Glaubensleben.“ Für ihn zählt auch ein kritischer Blick auf die Institution Kirche dazu. Er ist nicht immer einverstanden, wie sich die Kirche nach außen darstellt und denkt dabei auch an den Umgang mit dem sexuellen Missbrauch. Zu oft drehe sich die Kirche um sich selbst, anstatt zu zeigen, wofür sie da ist und was sie vermitteln möchte. Und trotzdem war für ihn immer klar, dass er, wenn überhaupt, dann nur als Priester in dieser Kirche arbeiten möchte. Denn: „Ich stehe hinter der Botschaft.“ Gott habe ihn immer getragen und ertragen und sei immer für ihn da, ein tolles Gefühl! „Diese Gewissheit, diese Zusage möchte ich den Menschen weitergeben.“
