Sind Träume nur Schäume?
Sie wissen es jetzt schon: Wenn Sie Ihren Kollegen nach seinem Urlaub in Los Angeles fragen, geht es wieder los: „Traumhaft! Diese Traumstrände in Malibu, das hätte ich mir echt nie träumen lassen. Und Traumfrauen gibt es da, das sage ich dir! Hollywood ist wirklich eine Traumfabrik. Und wie war es bei dir auf Balkonien?“
Schwierig, mit diesen euphorischen Beschreibungen mithalten zu können. Aber bestimmt haben auch Sie unzählige „traumhafte“ Erlebnisse – im Schlaf! Jede Nacht träumen wir und verarbeiten damit das, was uns aktuell bewegt.
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Manche Menschen sind sogar überzeugt, dass ihre Träume nicht nur aktuelle und vergangene Gefühle und Erlebnisse ausdrücken, sondern auch Zukünftiges zeigen. „Schlaf noch mal eine Nacht drüber“, sagt man, wenn jemand eine schwere Entscheidung zu treffen hat – als würde einem im Traum eine höhere, allwissende Macht begegnen, die das Leben lenkt.
Schlafforscher gehen zwar davon aus, dass Träume Erwartungen, Befürchtungen und Hoffnungen widerspiegeln. Als höhere Instanz, die den richtigen Weg weist, könne ein Traum jedoch nicht aufgefasst werden.
Sind Träume also wirklich nur Schäume? In der Bibel finden sich deutliche Hinweise, dass Gott sich den Menschen im Schlaf offenbaren kann. Im ersten Buch Mose träumt der Pharao von sieben wohlgenährten und sieben mageren Kühen. Da er mit diesem Traum nicht viel anzufangen weiß, ruft er Josef als Traumdeuter zu sich. Dieser erklärt ihm den Traum so, dass auf sieben gute Jahre sieben Jahre der Hungersnot folgen würden, und rät zur Getreidelagerung. Genau so kommt es dann auch.
Auch im Neuen Testament bei Matthäus finden sich Träume, in denen klare göttliche Anweisungen gegeben werden. So erscheint Josef mehrmals ein Engel im Traum und rät ihm unter anderem zur Flucht nach Ägypten (Mt 2, 13). Hier soll er sich mit seiner Familie vor dem König Herodes verstecken, damit dieser Jesus nicht töten kann. Als Herodes tot und die Gefahr damit gebannt ist, erhält Josef im Traum die Anweisung, wieder nach Hause zurückzukehren.
Und gegen Ende des Matthäus-Evangeliums warnt die Frau des Pilatus ihren Mann eindringlich davor, Jesus zu verurteilen. Sie hatte wegen ihm „einen schrecklichen Traum“ (Mt 27, 19) und ist sich sicher, dass Jesus unschuldig ist. Jeremia dagegen würde wohl sofort unterschreiben, dass Träume nichts weiter als Schäume sind. So geht er die Propheten mit ihren „erlogenen Träumen“ (Jer 23, 32) hart an und bezichtigt sie, sein Volk damit zu verführen.
Ob Träume nun reine neurologische Prozesse sind, kindliche Wünsche widerspiegeln (wie der bekannte Tieferpsychologe Sigmund Freud meinte) oder sogar auf etwas Übersinnliches und Göttliches hinweisen, das ist und bleibt umstritten. Viele Psychologen und Wissenschaftler raten jedoch dazu, sich als ein Weg der Selbsterfahrung mehr mit seinen Träumen zu beschäftigen. Um die Erinnerung an Träume zu verbessern, können Sie ein Traumtagebuch führen: Dazu legen Sie einfach Zettel und Stift neben das Bett und notieren sich gleich nach dem Aufwachen – auch nachts – alles, woran Sie sich erinnern. So gehen die kreativen Ideen, die Sie eventuell während des Träumens haben, nicht verloren. Und Sie können vielleicht nach einiger Zeit an Mustern erkennen, was Sie gerade besonders beschäftigt.
Und was antworten Sie jetzt dem netten Kollegen auf seine Frage nach dem Urlaub? Zum Beispiel, dass auch Ihre Ferien wirklich traumhaft waren, weil Sie richtig viel Zeit hatten. Zeit, um in Ruhe auszuschlafen, sich mit Ihren Träumen zu beschäftigen und auch tagsüber einfach mal Traumtänzer zu sein.