Unter einem guten Stern
Je abstrakter, desto lieber. So geht es mir mit Weihnachtsdarstellungen. Die Krippen, die jetzt vielerorts aufgestellt werden sind schön anzusehen. Ehrlich gesagt, sind sie mir aber meist viel zu konkret. Sie legen meinen Blick fest.
Was wissen wir denn wirklich von Weihnachten? Ja, Jesus wurde geboren und als Christ*innen glauben wir, dass Gott in ihm Mensch geworden ist. Das Weihnachtsevangelium erzählt von dieser ganz besonderen Geburt damals, als Maria und Josef keine Herberge fanden und das Kind in eine Futterkrippe gelegt wurde. Die Schilderung des Evangelisten Lukas im 2. Kapitel seines Evangeliums ist eine kunstvolle Erzählung, die das Kind als den lang ersehnten Retter, den Christus verkündet, nicht jedoch ein Protokoll des damaligen Geschehens. Letztlich bleibt die Geburt Jesu ein Geheimnis. Und deshalb mag ich abstraktere Weihnachtsdarstellungen, die etwas erahnen lassen, aber nicht festlegen.
Ganz besonders spricht mich das Bild von Cornelia Steinfeld an. Die Grafik-Designerin hat zu biblischen Erzählungen Grafiken gestaltet (Die Bibel in Formen und Farben), so auch eine zum Weihnachtsevangelium unter dem Titel „Geburt Jesu“. Beim Betrachten tauchen die Augen ein in das tiefe und weite Nachtblau. Wie von Raum und Zeit entgrenzt wirkt das Dargestellte. Wo ist der Ort der Geburt Jesu? Überall? In dieser Ortlosigkeit schenkt der leuchtend klare Stern meinen Augen eine wohltuende Orientierung. Könnte der Stern sprechen, würde er vielleicht sagen: Mich bringt nichts zum Erlöschen. Ich bin da und ich bleibe und ich leuchte für euch.
Über die Autorin
Daniela Engelhard ist Leiterin des Forums am Dom in Osnabrück. Bei der Arbeit in dieser Einrichtung der Citypastoral kommt sie mit vielen unterschiedlichen Menschen in Kontakt. Von Erlebnissen und Themen, die sie bewegen, berichtet sie in ihren Blogbeiträgen.
Genau unter dem Stern leuchtet der weiße kleine Kreis, umgeben vom dunklen Blau, wie verloren in der Nacht und zugleich geborgen in zwei sich überschneidenden größeren Kreisen. Weiß – die reine Farblosigkeit und zugleich die Summe aller Farben. Was für eine Darstellung der Geburt Jesu! Drei Kreise, die miteinander verbunden sind zu einer Einheit, in der jeder Kreis seine eigene klar umrissene Gestalt behält. Diese Geburt steht unter einem guten Stern. Sie erleuchtet das Dunkel der Nacht und strahlt in die Weite, ohne Grenzen von Raum und Zeit.
Gerne betrachte ich diese Grafik. Sie ist in ihrer minimalistischen Klarheit einfach wohltuend anders als die meisten Krippendarstellungen. Den eigenen Gedanken schenkt sie viel Raum und den Augen einen ganz neuen Blick auf das Weihnachtsgeheimnis.
Das muss ja eine Qual für Sie sein, sich klassische Krippen anzusehen. Davon abgesehen: Igendwann wird man das Evangelium so historisch-kritisch bearbeitet haben, dass Christus nur noch eine Symbolfigur ist, eine schöne Idee.
Ich denke, Herr Herte hat die Meinung von Frau Engelhard nicht begriffen. Deshalb lege ich einen Auszug aus dem Apostolischen Schreiben „Admirabile Signum“ -übersetzt: „Das wunderbare Zeichen“ unseres Heiligen Vaters Franziskus ans Herz, welches er nach einem Besuch in Greccio, wo der Heilige Franziskus 1223die Tradition der Weihnachtskrippe begründete, verfasst hat: “ Vor der Krippe kehrt man im Geist gern in die Kindheit zurück, als man ungeduldig den Zeitpunkt für den Krippenaufbau erwartete. Diese Erinnerungen machen uns immer wieder neu das große Geschenk bewusst, das uns durch die Weitergabe des Glaubens zuteilwurde. Zugleich erinnern sie uns an die freudige Pflicht, unsere Kinder und Enkelkinder auch an eben dieser Erfahrung teilhaben zu lassen. Es ist nicht wichtig, wie man die Krippe aufstellt; es kann immer gleich sein oder jedes Jahr anders – was zählt, ist, dass sie zu unserem Leben spricht. Wo und in welcher Form auch immer erzählt die Krippe von der Liebe Gottes, des Gottes, der ein Kind geworden ist, um uns zu sagen, wie nahe er einem jedem Menschen ist, egal in welcher Situation er sich befindet.“