Von jetzt auf gleich

Kirmes im Gegenlicht
Bild: unsplash.com, Annie

Während er dahinritt, breiteten die Jünger ihre Kleider auf dem Weg aus. Als er sich schon dem Abhang des Ölbergs näherte, begann die Schar der Jünger freudig und mit lauter Stimme Gott zu loben wegen all der Machttaten, die sie gesehen hatten. Sie riefen: Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn. Im Himmel Friede und Ehre in der Höhe! Da riefen ihm einige Pharisäer aus der Menge zu: Meister, weise deine Jünger zurecht! Er erwiderte: Ich sage euch: Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien.

Lukas 19,36-40

 

Sie kamen an den Ort, der Schädelhöhe heißt; dort kreuzigten sie ihn und die Verbrecher, den einen rechts von ihm, den andern links. Jesus aber betete: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun! Es war schon um die sechste Stunde, als eine Finsternis über das ganze Land hereinbrach – bis zur neunten Stunde. Die Sonne verdunkelte sich. Der Vorhang im Tempel riss mitten entzwei. Und Jesus rief mit lauter Stimme: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist. Mit diesen Worten hauchte er den Geist aus. Als der Hauptmann sah, was geschehen war, pries er Gott und sagte: Wirklich, dieser Mensch war ein Gerechter.

Lukas 23,33-34a,44-47

 

Es war ein Tag in der Fastenzeit vor vielen Jahren. Ich war auf dem Weg von der Arbeit – damals habe ich meinen Zivildienst in einer Einrichtung für Menschen Behinderungen gemacht. Es war ein guter Tag: die Arbeit hatte viel Spaß gemacht, wir haben viel gelacht und gute Gespräche geführt. Ich bin gut gelaunt, ja richtig beseelt nach Hause gefahren.

Und dann eine kleine Unaufmerksamkeit, kurz von der Straße abgekommen, die Kontrolle über den Wagen verloren und schon lag ich samt Auto im Graben. Von jetzt auf gleich war alles anders: keine Euphorie mehr, sondern Panik. Außerdem war mir mein erster Autounfall unglaublich peinlich. Von jetzt auf gleich von Sonne zu Donnerwetter, von Rausch zu Kater, von himmelhoch jauchzend zu zu Tode betrübt, auch wenn mir glücklicherweise nichts weiter passiert war.

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Genau so einen gefühlsmäßigen Wetterumschwung feiern wir an Palmsonntag: Erst hören wir, dass Jesus unter Jubel und Hosianna-Rufen durch Jerusalem zieht. Er wird als Retter gefeiert. Und dann hören wir von seiner Verhaftung, Verurteilung und Tötung am Kreuz. Was für ein krasser Umbruch! Wie nah liegen manchmal Jubel und Trauer, Freude und Verzweiflung, Leben und Tod beieinander …

In dieser Fastenzeit rund um meinen kleinen Autounfall habe ich viel über das Leben gelernt: Genau wie an Palmsonntag kann im Leben von einen auf den anderen Moment alles anders sein. Beides gehört zum Leben dazu: das Schöne und Freudige und auch das Dunkle und Traurige. In genau in dieser Spannung passiert das, was wir Leben nennen. Gott hat diese Spannung in Jesus selbst schon erlebt und durchlitten. So dürfen wir hoffen: Er hält beides aus und geht in dieser Spannung mit durch unser Leben.

Übrigens: Ein paar Tage hat mir mein Unfall richtig zu schaffen gemacht: Ich habe mich furchtbar geschämt, dass ich die Kontrolle über das Auto verloren hatte. Drei Tage hat das gedauert – dann war ich nur noch dankbar, dass mir nichts passiert ist, dankbar für mein Leben. Gott sei Dank!

Bernd Overhoff