Wahre Größe

Held, Superman, Baby, Mutterglück
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Jesus kam an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen. Da beobachtete man ihn genau. Als er bemerkte, wie sich die Gäste die Ehrenplätze aussuchten, erzählte er ihnen ein Gleichnis. Er sagte zu ihnen: Wenn du von jemandem zu einer Hochzeit eingeladen bist, nimm nicht den Ehrenplatz ein! Denn es könnte ein anderer von ihm eingeladen sein, der vornehmer ist als du, und dann würde der Gastgeber, der dich und ihn eingeladen hat, kommen und zu dir sagen: Mach diesem hier Platz! Du aber wärst beschämt und müsstest den untersten Platz einnehmen. Vielmehr, wenn du eingeladen bist, geh hin und nimm den untersten Platz ein, damit dein Gastgeber zu dir kommt und sagt: Mein Freund, rück weiter hinauf! Das wird für dich eine Ehre sein vor allen anderen Gästen. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.

Lukas, 14, 1.7-11

 

„Erniedrige dich!“ Seitdem ich in einer Klinik für psychische Erkrankungen arbeite, bin ich noch empfindlicher gegenüber gewissen pseudo-christlichen Geboten geworden. „Ich muss mich kleinmachen!“ Wer so denkt und danach handelt, wird nicht nur häufig ausgenutzt, sondern schwächt sich selbst, kann krank werden. Und das kann Jesus nicht gemeint und gewollt haben.

Für ihn scheint es doch ok zu sein, dass Leute wie du und ich nach einem guten Platz streben – nicht nur beim Essen, sondern überhaupt im Leben. Er zeigt uns einen Weg dahin auf: Willst du groß rauskommen, dann fang erst mal klein an; zeige Demut, dann wirst du auch nicht gedemütigt!

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Ich denke, Demut ist für Jesus kein Kleinmut, sondern Ausdruck von wahrer Größe – von einer Größe ohne Hochmut, ohne Eitelkeit. Ich höre ihn sagen: „Du bist groß, großartig – und darfst dich auch so fühlen!“ Und ich höre ihn fragen: „Wovon machst du deine Größe abhängig? Vom Status, den dir andere zuweisen, den du dir erkämpfst?“ Und ich höre Gott für mich antworten: „Du bist groß(-artig), Martin, weil ich dich geschaffen habe und liebe – und weil ich etwas vorhabe mit dir!“

Wer sich seiner wahren Größe bewusst ist, muss nicht andere dafür klein machen. Auf diese Größe brauche ich mir nichts einzubilden, denn ich hab sie nicht aus mir; und niemand ist kleiner. Zugleich kann sie mir keiner nehmen. Egal wo ich mich hinsetze oder hingesetzt werde: vor Gott sitzen wir alle ganz vorne, nebeneinander und miteinander …

Martin Splett, Klinikseelsorger