Wahre Hoffnung
Auch wenn die aktuellen Temperaturen noch nicht auf Herbst, geschweige denn auf die bevorstehende Winterzeit hinweisen – das Verfärben der Blätter und ihr Fallen von den Bäumen erinnert an den Herbst. Es beginnt so eine Zeit, die viele anrührt, auch viele Menschen nachdenklich macht. Denn beginnend mit dem Erntedankfest Anfang Oktober über Allerheiligen und Allerseelen bis hin zum Christkönigssonntag ist eine Zeit, wo Menschen Fragen bewegen wie Tod, Abschied nehmen, Frieden finden oder auch ganz grundsätzlich die Frage nach dem Sinn des Lebens.
Mir fiel in diesen Tagen das aktuelle Quartalsheft der Jesuiten in die Hände, das den Titel „Hoffnung“ trägt. Das Vorwort ist überschrieben: Hoffnung suchen wir, nicht Vertröstung; P. Mathias Werfeli SJ und Tobias Zimmermann SJ führen dazu aus: „Wir Redakteure haben lang diskutiert, was echte Hoffnung ist, und waren uns schnell einig, dass Hoffnung das Gegenteil von Vertröstung sein muss. Wahre Hoffnung hilft uns, neuen Mut zu schöpfen, setzt Energie frei, kurz, sie bringt uns den Sinn des Lebens zurück.“
Über den Autor
Johannes Wübbe ist Weihbischof im Bistum Osnabrück. Auf wen er in seinem Alltag trifft und was ihn beschäftigt – in seinen Blogbeiträgen können Sie das verfolgen.
Das Bildprogramm des Heftes machen Äpfel und Birnen aus. Illustrationen des Pfarrers Korbinian Aigner, der in den 1930er Jahre in seinen Predigten gegen den Nationalsozialismus Stellung bezog und daraufhin 1939 verhaftet wurde und im Konzentrationslager Dachau landete. Dort ließ er sich die Hoffnung nicht nehmen. Zwischen den Baracken pflanzte er Apfelbäume, nach dem Krieg – er überlebte das KZ – malte er Apfel- und Birnensorten auf Postkarten.
Wenn Hoffnung viel mehr ist als Vertröstung, wie zeigt sie sich dann? Ich bin überzeugt, recht verschieden. Was eine solche Hoffnung aber kann: Situationen aushalten, diese weder ignorieren noch an ihnen schier zu verzweifeln. Und dann das tun, was ich kann, nicht aus Selbstüberschätzung, sondern im Vertrauen, dass Gott es zu einem guten Ende führt – und bis dahin kann ich mich engagieren.
Ob ich in Lebensgefahr aus Hoffnung Apfelbäume pflanzen kann, weiß ich nicht, aber Hoffnung kann sich ja ganz unterschiedlich ausdrücken.
Oft braucht man aber zunächst Trost, bevor neue Hoffnung wachsen kann. Vertrösten hat was Unehrliches, Trost ist ehrlich und nimmt dem Schmerz wahr und ernst. Vertrösten ist leer, Trost funktioniert nur mit echtem Inhalt.