Weihnachten – eine Vater-Mutter-Jesu-Kind-Geschichte?!
Weihnachten ist seit jeher ein Familienfest. Das Fest der Liebe, heißt es auch – und das, obwohl die Feiertage nicht immer von Harmonie geprägt sind. Gemeinsam mit der Familie zum Gottesdienst, festlich essen, Lieder singen und Geschenke auspacken mit Vater, Mutter, Kind, bestenfalls auch noch Oma und Opa, das ist das vermeintlich perfekte Familienbild, das sich auch in diversen Filmen und Serien widerspiegelt. Doch dieses Bild ist oft weit weg von den Lebensrealitäten der heutigen Zeit.
Familie ist vielfältiger, bunter und auch herausfordernder als einfach Vater-Mutter-Kind. Und das schon lange: Das Wort „Familie“ meint nicht zwingend eine Verwandtschaft, sondern er kommt aus dem lateinischen und bedeutet: Gesinde, Kollektivbildung. Ein solche Kollektivbildung kann durch verwandtschaftliche Beziehungen entstehen, kann aber auch gleichgeschlechtliche Paare, Alleinerziehende, Patchwork- oder Mehrgenerationenfamilien, Adoptiv- oder Pflegefamilien, Co-Parenting oder Wahlfamilien meinen. Entscheidend ist: Egal, ob genetisch verbunden oder nicht – Familie meint das Zusammenleben in Gemeinschaft. Genau darüber spricht Jesus auch im Markusevangelium, wenn er erklärt, dass seine Familie jene sind, die mit ihm zusammensitzen: „Es saßen viele Leute um ihn herum und man sagte zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und suchen dich. Er erwiderte: Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder? Und er blickte auf die Menschen, die im Kreis um ihn herumsaßen, und sagte: Das hier sind meine Mutter und meine Brüder. Wer den Willen Gottes tut, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.“ (Markus 3,32-35)
Weitere Infos
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Die heilige Familie an Weihnachten, oft als DIE Familie schlechthin stilisiert, zeigt symbolisch auf, was in dieser Nacht geschehen ist. Da sind nicht nur Vater, Mutter und Kind sondern auch Tiere und eben die Herberge einer fremden Familie. Was auf den ersten Blick nicht unbedingt ersichtlich ist: dass es sich hier um ein Familienmodell handelt, das weit entfernt vom heteronormativen Modell der Herkunftsfamilie ist und dass „heilig“ nicht immer Friede-Freude-Eierkuchen meint. Das wird klar, wenn man sich die Krippenszene mal etwas genauer anschaut.
Folgendes Szenario ereignete sich vor mehr als 2000 Jahren: Die Jungfrau Maria wird schwanger, es ist aber klar, Josef ist nicht der biologische Vater. Das Kind in ihrem Bauch ist von einem anderen, nämlich Gott oder vielmehr der Kraft des Heiligen Geistes. Trotzdem verlobt Josef sich mit der jungen Maria und liebt Jesus als sein eigenes Kind. Ob diese Geschichte ohne Konflikte und Differenzen, ohne Schmerz und Leid, ganz liebevoll und heilig war? Sicherlich nicht. Vor allem nicht, wenn man die damaligen gesellschaftlichen Konventionen bedenkt – und die Tatsache, dass Maria und Josef auf der Flucht waren.
Aber klar ist: Mit Menschen zusammenzukommen, gemeinsam Freude und Glück, Trauer und Schmerz in fürsorglichem Schutz erleben, um gemeinsam das Fest der Geburt Jesu zu feiern – all das ist Weihnachten, auch heute noch.