Zelle mit Zimtstern

Lichter
Bild: pexels.com, Austin Guevara

Auf dem Gelände der JVA Meppen ist es ganz still. Obwohl der Parkplatz bis auf den letzten Platz besetzt ist, hört man nichts. Es ist nebelig und beginnt langsam zu dämmern. Aus den verschiedenen Häusern scheint hier und da Licht. Der grob geschwungene Stacheldraht über dem Metallzaun lässt das, was dahinter liegt, wie eine andere Welt erscheinen.

440 Haftplätze gibt es in der Justizvollzugsanstalt Meppen. „Von drei Monaten bis 14 Jahren ist alles dabei“, beschreibt Gefängnis-Seelsorger Heinz-Bernd Wolters. Hier den Heiligen Abend verbringen? Eine triste, graue, traurige Vorstellung. „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ – das Adventslied scheint hier fehl am Platz …
Auf dem Weg zum Besprechungsraum hat Heinz-Bernd Wolters seinen Schlüsselbund immer zur Hand. Aufschließen, durchgehen, zuschließen. Das ist hier Routine. „Es gibt verschiedene Sicherheitsbereiche“, erklärt er. Seit neunzehn Jahren ist Wolters in der Gefängnis-Seelsorge tätig, seit fünf Jahren auch als Bundesvorsitzender. Aus Erfahrung weiß er: Zu Weihnachten ist die Stimmung hier anders. „Die Häuser werden dekoriert, auf den Fluren stehen Tannenbäume. Einige Häftlinge schmücken ihre Zellen mit Sternen und Lichtern“, sagt Wolters.

Gefängnis-Seelsorger Heinz Bernd Wolters
Zusammen mit Ehrenamtlichen packt Heinz-Bernd Wolters Weihnachtstüten für die Häftlinge. Bild: Bistum Osnabrück

Von der idealen Weihnacht weit entfernt

„Viele der Insassen waren auch vor ihrer Haft von einer idealen Weihnacht weit entfernt“, weiß Wolters. Und dennoch: „Einige sind in dieser Zeit nachdenklich, sie vermissen ihre Familien, sie leiden.“ Auch die Weihnachtsfilme in den Medien trügen dazu bei. „Viele haben in diesen Tagen mehr Gesprächsbedarf.“

Wenn Heinz-Bernd Wolters morgens in sein Büro in die JVA Meppen kommt, weiß er nicht, was der Tag bringen wird. Gefangene, die ein Gespräch wünschen, müssen im Vorfeld einen Antrag stellen. Wolters und seine Kollegen haben sich die Häuser eingeteilt. Abends bieten die Seelsorger dann zusammen mit Ehrenamtlichen verschiedene Gesprächsgruppen an: Spielegruppe, Koch- und Backgruppe, Märchen- und Bibelgruppe. „Die Motivation der Insassen, sich mit dem Glauben zu beschäftigen ist zum Beispiel Abwechslung“, sagt Wolters. Einer habe mal die komplette Bibel gelesen, ein anderer Texte aus dem Gotteslob abgeschrieben. Rund 50 verschiedene Nationalitäten kommen in der JVA zusammen – deshalb hat Wolters die Bibel in verschiedenen Sprachen zur Hand.

Spenden

Die Katholische Gefängnisseelsorge bittet um Spenden, damit sie zu Weihnachten Häftlingen eine Freude machen kann:
Sparkasse Lingen
Bankleitzahl 266 500 01
Konto 100 584 234

Vier Gefängnis-Seelsorger sind in der JVA Meppen tätig – zwei katholische und zwei evangelische. Zusammen mit Ehrenamtlichen aus der Umgebung bieten sie in diesen Tagen Adventsfeiern und Andachten an. „Beim ersten Mal waren zwölf Häftlinge da, beim zweiten Mal 24, dann 48“, beschreibt Wolters. „Anfangs konnten sie damit nichts anfangen“, erinnert er sich lächelnd. Heute weiß er, dass diese Auszeiten kostbar sind: „Das war besinnlich – das hat mit gut getan!“ Diese Rückmeldung eines Insassen ist Wolters noch gut in Erinnerung. „So etwas bekomme ich hier direkt gespiegelt – anders als im Gemeinde-Gottesdienst.“

 

Gefängnis-Kapelle
Die ehemalige Mehrzweckhalle der JVA nutzen die Gefängnis-Seelsorger jetzt als Gottesdienstraum. Bild: Bistum Osnabrück

Mehr Post als sonst

Einige Insassen bekommen in der Advents- und Weihnachtszeit mehr Post als sonst, andere haben keine sozialen Kontakte. Weihnachtspäckchen bekommt hier niemand. „Die sind aus Sicherheitsgründen verboten“, erklärt Wolters. Pakete verschenken – das dürfen hier nur die Seelsorger. „Für uns gibt es eine Ausnahme“, sagt Wolters lächelnd. Etwa 600 Tüten für bedürftige Häftlinge im Emsland und in Osnabrück hat er in diesem Jahr zusammen mit den Ehrenamtlichen gefüllt: mit Kaffee, Tabak, Zucker, Milch, Schokolade, Kuchen und einem Weihnachtsgruß. Finanziert werden die Weihnachtstüten über Spenden.

Häftlinge, die über Weihnachten in der JVA Meppen sind, haben zumindest das Recht auf Besuch von Angehörigen und Freunden. Zwei Besuche pro Monat für jeweils zwei Stunden. Zwischen den Jahren bietet die JVA mehr Besuchszeiten an – und das wird genutzt. Vor und nach den Besuchen sind Gefängnis-Seelsorger oder Ehrenamtliche da. Sie stehen für Gespräche zur Verfügung, haben ein offenes Ohr für die Sorgen der Häftlinge und die der Angehörigen. Und am Heiligabend? Dann feiert Pastor Frank Kribber mit den Insassen einen katholischen Gottesdienst. „Schon um 13.30 Uhr – das ist organisatorisch nicht anders möglich“, sagt Wolters. Aber das findet er gar nicht schlimm: „Der Herr kommt zuerst zu uns!“