Wenn das Beten nicht mehr klappt

Betende Hände
Bild: unsplash.com, Milada Vigerova

Ein Mann, den ich kennengelernt habe, sagte mir, dass er nicht mehr beten könne und dass ihm besonders das Vaterunser-Gebet schwerfalle. Im Gespräch erzählte er mir, dass er immer sehr engagiert und kirchentreu gewesen sei und dass seine Frau, die lange Zeit krank und auf den Rollstuhl angewiesen war, gestorben sei. Er liebte seine Frau über alles und fühlte sich seitdem einsam und allein. Der Tod seiner Frau hat ihn schwer getroffen und viel Kraft gekostet, weshalb er sich am liebsten verstecken wollte und nicht mehr regelmäßig zur Kirche kam.

Nach ein paar Wochen sind wir uns wieder begegnet und er sagte mir, dass es ohne Kirche und Herrgott nicht geht. Er ist glücklich und zufrieden, dass er seine Bindung zu Gott wiedergefunden hat.

Über den Autor

Pater Theodore Kindo CMI kommt aus Indien und gehört zum indischen Karmeliter-Orden. Er lebt seit 15 Jahren in Deutschland und ist als Pfarrer in der Gemeinde St. Franziskus Bremen tätig. Seine Beiträge sind Alltagserfahrungen aus seinem Leben als Priester und Seelsorger.

Es gibt Menschen, denen es schwerfällt, Gott „Vater“ zu nennen. Ihnen fällt schwer, das Vaterunser-Gebet zu sprechen. Die Gründe dafür können verschieden sein. Manche haben ihren eigenen leiblichen Vater nie kennengelernt oder sie haben schlechte Erfahrungen gemacht, eine schlechte Bindung oder Beziehung zu ihrem Vater gehabt. Manche haben Problem mit sich selbst, kommen mit Ihrem Leben nicht gut zurecht und fühlen sich allein gelassen. Manche haben Probleme mit anderen Menschen. Und für manche sind Krankheit, Arbeitslosigkeit und Vieles mehr der Grund dafür, nicht beten zu können.

Auch für uns Christen läuft es im Leben nicht immer glatt. Viele Heilige mussten ähnliche Erfahrungen machen, waren verzweifelt und konnten nicht mehr beten.

So litt zum Beispiel Mutter Teresa von Kalkutta unter Glaubenszweifeln, fühlte sich allein und von Gott verlassen, erfuhr Dunkelheit in ihrem Herzen.
David betet im Psalm 13: „Wie lange noch, HERR, vergisst du mich ganz? Wie lange noch verbirgst du dein Angesicht vor mir?“
Und selbst Jesus hat am Kreuz gefragt: „Vater, Vater warum hast du mich verlassen?“
Der Hl. Augustinus sagte „Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in Dir.“

Ich wünsche mir und allen, dass Jesus, das „Licht der Welt“, uns auf all unseren Lebenswegen begleitet, in unseren Familien und in unserer Gesellschaft und dass unsere Dunkelheit und Sorgen heller und ein wenig leichter werden und wir Gott dem Vater in diesem Jahr verbunden bleiben.

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