Wer nicht hören kann, muss fühlen

Gesichtsausschnitt
Bild: unsplash.com, Anna Elizabeth

Jesus verließ das Gebiet von Tyrus wieder und kam über Sidon an den See von Galiläa, mitten in das Gebiet der Dekapolis. Da brachten sie zu ihm einen, der taub war und stammelte, und baten ihn, er möge ihm die Hand auflegen. Er nahm ihn beiseite, von der Menge weg, legte ihm die Finger in die Ohren und berührte dann die Zunge des Mannes mit Speichel; danach blickte er zum Himmel auf, seufzte und sagte zu ihm: Effata!, das heißt: Öffne dich! Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit und er konnte richtig reden. Jesus verbot ihnen, jemandem davon zu erzählen. Doch je mehr er es ihnen verbot, desto mehr verkündeten sie es. Sie staunten über alle Maßen und sagten: Er hat alles gut gemacht; er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen.

Markus 7,31-37

So viel unserer Kommunikation funktioniert über Hören und Sprechen. Sprechen und Hören sind ein nahezu unzertrennliches Paar. Da verwundert wenig, dass der Taube nicht richtig reden, sondern nur stammeln kann. Menschen, denen diese Grundlagen der Kommunikation fehlen, ob nun aus physischen oder anderen Gründen, ob im wörtlichen oder übertragenen Sinne, sind schnell daran gehindert, im vollen Umfange am Leben teilzuhaben. Sich verständlich zu machen und auch den*die Andere zu verstehen, gehören sozusagen zu den Basics, damit Miteinander überhaupt gelingen kann.

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Kein Wunder also, dass „sie“, vielleicht Angehörige oder Freund*innen, den Taub„stummen“ zu Jesus bringen, dass er geheilt werde. Mich berührt bei sogenannten Wundererzählungen immer wieder, dass die Heilung sehr oft mit Berührung durch Jesus verbunden ist. So auch hier. Jesus berührt die kranken, nicht funktionierenden Organe, bevor er das heilsame Wort „Effata!“ – „Öffne dich!“ spricht.

Aus persönlicher Erfahrung weiß ich, dass so manches, was tausendfach gesagt wird, auf taube Ohren fällt, wenn die berührende Zuwendung fehlt. Dafür braucht es nicht zwingend Körperkontakt, manchmal ist ein Blick oder der Tonfall, manchmal die Wortwahl oder einfach der passende Zeitpunkt, die wie ein Schlüssel etwas in mir, mich öffnen, Wunden heilen, Verstehen und Verständigung ermöglichen. Manchmal bewirkt das eine wortlose Umarmung, ein ermutigender Händedruck oder das stumme beieinander Stehen.

Manchmal ist die wortlose Ebene viel beredter als alle Sprache und leichter hörbar als viele Töne. Gott sei Dank ereignet sich Verständigung auf vielen verschiedenen Ebenen!

Inga Schmitt