Mit Gott das Leben feiern

Wortgottesdienste im Trend

Immer weniger Männer entscheiden sich, Priester zu werden. Das ist nichts Neues. Doch wie gehen Gemeinden mit dem Priestermangel um? Eine Möglichkeit ist die Feier von Wortgottesdiensten. In immer mehr Kirchen des Bistums gewinnen Morgen- und Abendlob, Andachten und Wort-Gottes-Feiern an Bedeutung.
„Eine Gemeinde macht aus, dass sie eine Gebetsgemeinschaft ist“, beschreibt Inga Schmitt. Sie ist Referentin für die Bereiche Liturgie und Verkündigung im Bistum Osnabrück.  Nur aus dem Grund einen Wortgottesdienst zu feiern, weil eine Eucharistiefeier wegen Priestermangels nicht jeden Tag stattfinden kann – das greift für die Theologin zu kurz. „Das II. Vatikanische Konzil spricht vom gemeinsamen Priestertum. Alle Getauften sind berufen, Gemeinde zu gestalten“, sagt Schmitt. Außerdem: „Wir empfangen Jesus Christus nicht nur und ausschließlich in den Sakramenten, sondern auch im Wort.“ Das sei noch nicht für jeden katholischen Christen selbstverständlich. Dennoch: „Es gibt auch echte Fans“, sagt Schmitt und lächelt. „Die Gläubigen sehen, mit wie viel Herz und Engagement die Ehrenamtlichen die Wortgottesdienste vorbereiten und wie viel Zeit sie investieren. So sind die Feiern eine Bereicherung für die Gemeinde.“

Bibel (Bild: iStockphoto.com, JLGutierrez)
Bei Wortgottesdiensten stehen die Texte der Bibel im Vordergrund (Bild: iStockphoto.com, JLGutierrez)

Frauen und Männer, die sich als Leiter von Wortgottesdiensten engagieren wollen, können ab 15. Februar 2013 im Haus Ohrbeck in Georgsmarienhütte einen neuen, dreiteiligen Kurs besuchen: „Mit Gott das Leben feiern.“ Die Teilnehmer lernen zuerst die Grundlagen der Liturgie kennen: unterschiedliche Aufgaben und Rollen, die Leseordnung und das Kirchenjahr. Anschließend geht es ganz praktisch weiter: Wie kann ein Wortgottesdienst gestaltet werden? Wie geht man mit den Texten um und welche Musik ist passend?
In einigen Regionen des Bistums finden bisher kaum Wortgottesdienste statt – in der Stadt Osnabrück zum Beispiel oder im ehemaligen Iburger Dekanat. „Da leben viele Priester im Ruhestand, die dann in den Gemeinden Eucharistie feiern“, erklärt Inga Schmitt. In Bremen, in Ostfriesland oder im Emsland sei das anders.
Inga Schmitt beschreibt die Feier von Wortgottesdiensten als einen „besonderen Schatz“. „Unterschiedliche Gottesdienstformen können eine Möglichkeit sein, Menschen neu an den Glauben heranzuführen“, sagt sie. „Es muss nicht immer die Höchstform sein.“ Eine Wort-Gottes-Feier biete große Gestaltungsmöglichkeiten. „Sie kann zum Beispiel sinnliche Elemente haben: einen Lichtritus, meditative Musik, eine Bildbetrachtung oder die Erinnerung an die Taufe“, erklärt Schmitt. Und auch in der Bibel sei ein gutes Argument für Wortgottesdienste zu finden – in der Geschichte von der Versuchung Jesu heißt es: „Der Mensch lebt nicht nur von Brot, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.“ (Mt 4,4)

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