Zeit der Prüfung
In jener Zeit wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt; dort sollte er vom Teufel versucht werden. Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass aus diesen Steinen Brot wird. Er aber antwortete: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt. Darauf nahm ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich hinab; denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er um deinetwillen, und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es auch: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen. Wieder nahm ihn der Teufel mit sich und führte ihn auf einen sehr hohen Berg; er zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht und sagte zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest. Da sagte Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht: Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen. Darauf ließ der Teufel von ihm ab und siehe, es kamen Engel und dienten ihm.
Matthäus 4,1-11
Die Fastenzeit hat begonnen. Vierzig Tage vor Ostern, in denen wir innehalten und uns auf das Fest der Auferstehung Jesu Christi vorbereiten. Aber während Fasten an sich oder Heilfasten bei einigen ganz trendy ist, wirkt die Fastenzeit doch irgendwie überholt. Klar, für einige ist diese Zeit mit konkreten Fastenvorsätzen noch immer fester Bestandteil des Jahres, aber vielen ist diese Zeit auch eigentlich egal. Dabei finde ich, dass die Fastenzeit für uns eine gute Zeit der Selbst(über)prüfung sein kann. Einige fasten Fleisch, Süßigkeiten oder Alkohol für ihre Gesundheit, oder fasten Autofahren für die Umwelt; für mich ist die Fastenzeit eine gute Gelegenheit, manche Gewohnheiten in meinem Leben zu überdenken.
Ich gebe mal ein Beispiel: Früher habe ich geraucht. Und in dazu kritischen Gesprächen immer gesagt und auch gedacht, ich könnte damit sofort aufhören, wenn ich wollte. Sowas ist ja schnell daher gesagt, aber ist es wahr? Habe ich wirklich noch über mein Rauchen bestimmt? Oder hat das Rauchen mich und mein Leben bestimmt? Beim Rauchen ist das noch recht einfach zu beantworten, weil wir wissen, dass eine Sucht dahinter steckt. Aber genau solche Handlungen, typischen Dinge in meinem Leben, kann ich in der Fastenzeit mal kritisch darauf prüfen, ob ich es noch in der Hand habe oder nicht.
Wenn es um Handykonsum geht, erkläre ich sofort, ich brauche mein Smartphone für die Arbeit, die Kontakte, was googeln oder passende Lieder oder Videos bei YouTube suchen. Wenn ich aber abends im Bett mal wieder nicht aufhören kann, die Storys und Beiträge bei Instagram anzuschauen, obwohl ich längst schlafen müsste, dann hat das eigentlich nichts mehr mit meiner Arbeit zu tun …
Das Bibelfenster
Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.
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Oder auch die Nascherei am Abend: Ich will das eigentlich gar nicht, weil ich weiß, dass das auf Dauer nicht gesund ist, also suche ich eine gute Begründung für mich. Zum Beispiel, dass es eine Belohnung ist, weil ich tagsüber viel geschafft habe. Aber eigentlich ist es Langeweile und der Wunsch, mit dem Zucker mein Belohnungszentrum im Gehirn zu aktivieren. Ich beschummel mich eigentlich selbst. Warum höre ich nicht damit auf oder reduziere das nicht? Könnte ich das überhaupt noch? Die Versuchung ist echt groß …
Online-Shopping, Alkohol, aber auch Verhaltensweisen gegenüber Mitmenschen, mein Umgang mit unserer Erde usw. – es gibt unzählige menschliche Handlungsweisen, die man mal kritisch hinterfragen und für sich überprüfen könnte.
Jesus hat seine Prüfung bestanden. Er konnte den teuflischen Versuchungen widerstehen.
Können Sie das auch?
Vielleicht mögen Sie es versuchen. Die Fastenzeit lädt dazu ein.
Pastoralreferentin Eva Schumacher