100 Jahre Domkrippe
Der Bildhauer Jakob Holtmann in seiner Zeit.
Ein Jubiläum jagt das nächste. Während 2018 das Diözesanmuseum seinen 100. Geburtstag feierte, ist in diesem Jahr ein ganz besonderer Besucherliebling an der Reihe: die Domkrippe wird ein Jahrhundert alt. Grund genug, nicht nur diese, sondern auch den Künstler Jakob Holtmann im Rahmen einer Ausstellung vom 30. November 2019 bis zum 2. Februar 2020 genauer in den Blick zu nehmen.
1919 finden die ersten Figuren ihren Platz unter dem großen Turm, bis 1929 wird die Krippe vervollständigt. Warum und unter welchen Umständen der Wunsch nach einer neuen Domkrippe aufkommt ist nicht ganz klar. Fest steht, dass Jakob Holtmann 1914 Nachfolger des Dombildhauers Heinrich Seling wird. Er übernimmt die Wohnung seines Vorgängers in der Herderstraße, ebenso sein Atelier und die Mitarbeiter.
Holtmann stammt aus dem niederrheinischen Kevelaer, Wallfahrtsort und Zentrum religiöser Volkskunst. Er studiert in Köln, Berlin und München, später in Paris, Reims und Straßburg. Er ist kein Anhänger der Moderne, sondern orientiert sich viel mehr an klassisch-romantischen Darstellungsarten. Seine Figuren sind detailgetreu und ausdrucksstark und dieser Linie bleibt er auch in seinen Krippenfiguren treu.
Weitere Infos
- Zur Ausstellung gibt es unterschiedliche Begleitveranstaltungen und Führungen. Sie finden Sie in unserem Kalender.
- Hier geht es zum Ausstellungsflyer.
- Führungen durch die Ausstellung können ab sofort auch telefonisch gebucht werden unter 0541 318-481.
- In diesem Flyer finden Sie das umfangreiche museumspädagogische Angebot für die Ausstellung.
Die diesjährige Ausstellung ist erneut ein Gemeinschaftsprojekt des Vereins der Krippenfreunde Osnabrück-Emsland e.V. und dem Diözesanmuseum. Sie stellt die Domkrippe und ihre Entstehung – so kurz nach dem Ersten Weltkrieg – in den Mittelpunkt. Wie und unter welchen Umständen konnte in dieser schwierigen Zeit ein solches Großprojekt gestemmt werden? Während die eigentlichen Figuren natürlich zum größten Teil im Dom verbleiben, wird eine nahezu identische Krippe Holtmanns aus Privatbesitz in den Niederlanden in der Ausstellung zu sehen sein. Sie zeigt auch, dass die Domkrippe kein Unikat im strengen Sinne ist, sondern einen Umbruch in der Produktion von Volkskunst markiert: die Figuren Holtmanns werden bis heute nach seinen Entwürfen gefertigt und sind damit ein Beispiel der beginnenden seriellen Produktion Anfang des 20. Jahrhunderts. Als weiteres Beispiel hierfür wird eine Krippe aus dem Atelier der Familie Mazzotti aus Münster gezeigt. Das Atelier spezialisierte sich ebenfalls auf die verhältnismäßig günstige Fertigung von Krippenfiguren, die bis in die Region Osnabrück sehr beliebt waren.
Darüber hinaus wird Holtmann selbst und sein Schaffen insbesondere im Bistum thematisiert. Neben der Domkrippe war er für eine Reihe weiterer Kunstwerke verantwortlich. Schließlich wird der Frage nachgegangen, in welcher Beziehung er und seine Kunst zu seinen Zeitgenossen standen. Krippen von Ludwig Nolde und Holtmanns Schülern Walter Mellmann und Georg Hörnschemeyer ermöglichen einen Vergleich zwischen verschiedenen Osnabrücker Künstlerpersönlichkeiten.
Alle Jahre wieder: Hier sehen Sie den Aufbau der Osnabrücker Domkrippe im Zeitraffer:
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