2. Dezember 2020
Ein Kind, das fröhlich lachend an der Hand eines gütig und stolz schauenden Vaters läuft – das berührt das Herz – sowohl das der beiden Figuren – Joseph und Jesus, als auch das des Betrachters. So sollten Beziehungen sein: liebevoll, sicher, lebendig.
„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen – Wurzeln und Flügel.“ – diese Lebensweisheit von J.W. von Goethe ist auch heute ein Maßstab für viele Eltern, wie sie ihren Kindern begegnen wollen. Der Heilige Josef strahlt in dieser Skulptur viel davon aus!
Zum Kunstwerk: Der heilige Joseph
Wenn man vom Bistumspatronen spricht, denkt man in Osnabrück in erster Linie an den Hl. Petrus und die Märtyrer Crispin und Crispinianus, deren Verehrung bereits mit der Gründung der Diözese einsetzte. Tatsächlich ist aber der Hauptpatron des Bistums der Hl. Joseph. Er hat diese Rolle aber erst 1912 übernommen. Die allgemeine Wahrnehmung des Heiligen ist also vielleicht durch seine berühmten „Vorgänger“ überschattet oder vielleicht liegt es daran, dass er in der Heilsgeschichte als Ziehvater Jesu eine untergeordnete Rolle gespielt hatte. Der Kult um seine Person stand also im Hintergrund.
Auch im Diözesanmuseum ist der Hl. Joseph als schützender Begleiter des Jesuskindes dargestellt. Die aus Baumberger Sandstein gearbeitete Figur des Heiligen, der den kleinen Jesus an der Hand führt, nimmt bescheiden ihren Platz in einer Nische des mit barocker Kunst ausgestatteten Museumsraums ein. Aber der Schein trügt: das vorzüglich gestaltete Vater-Kind-Paar beeindruckt den Betrachter nicht nur durch das harmonische gefühlsbetonte Zusammenspiel der Dargestellten, sondern auch durch die Ausarbeitung der Details. Ursprünglich war die Figur des Heiligen farbig gefasst, heute erstrahlt sie durch die puristisch wirkende Oberfläche. Stilistisch ist sie typisch für Arbeiten des bekannten Bildhauer Wilhelm Heinrich Kocks.
Obwohl der Bildhauer bekannt ist, kann man nicht mit Sicherheit sagen, ob die Figur tatsächlich für den Osnabrücker Dom in Auftrag gegeben wurde. Höchstwahrscheinlich wurde sie aus dem ehemaligen Dominventar in die Sammlung des Diözesanmuseums aufgenommen, ihre Existenz im Dom ist aber erst ab 1901 nachweisbar. Da aber die Skulptur bereits um 1700 entstand und die Verehrung des Heiligen Josephs später einsetzte, ist davon auszugehen, dass diese erst danach nach Osnabrück gelangte. Die Skulptur ist ein ausgezeichnetes Beispiel der barocken Kunst und einer der schönsten Darstellungen des Hl. Josephs im Bistum Osnabrück.