Warum ist die Welt nicht ein besserer Ort?
Zwischendurch erinnerte mich das Buch von Axel Hacke „Die Tage, die ich mit Gott verbrachte“ an Antoine de Saint Exupérys, „Der kleine Prinz“. Es begegnen einem Traumwelten, und zugleich wird man mit harten und existentiellen Fragen konfrontiert. In dieser Geschichte sucht Gott Trost bei den Menschen, weil er wissen will: Was habe ich falsch gemacht und was hätte ich besser machen sollen? Es geht um die alte Frage, warum lässt Gott Böses zu. Es ist ein Buch über den Sinn des Lebens im Kontext unserer Tage. Im Kern geht es um die Frage, die viele Menschen beschäftigt: Warum ist die Welt nicht ein besserer Ort?
„Tage später traf ich Gott am Altglascontainer. Wieder war, wie oft in letzter Zeit, ein Attentat geschehen. Bestien waren in Blut gewatet. Sie hatten aus keinem anderen Grund getötet, als diesem: dass sie unsere Art zu leben hassten. Der müde Zug um Gottes Augen war an diesem Tag noch müder geworden. Er warf Champagnerflasche um Champagnerflasche in den Behälter. Nicht das ich dächte, er besaufe sich jeden Abend, sagte er, andererseits, ehrlich gesagt: Er tue es doch, ein bisschen jedenfalls. Champagnertrinken, überhaupt Lebensgenuss, Barbesuche, Tanz, Gesang seien geradezu Pflicht geworden, eine Demonstration gegen die Barbarei – da wolle er nicht abseits stehen.“
Im ersten Antwortversucht führt der Erzähler ins „Zentrum der Welt“. Dort zeigt ihm Gott das ,Große Egal‘, das er zum Prinzip der Welt gemacht hat, das so ähnlich aussieht wie ein großer Seestern. „Der Kern der Welt ist die Gleichgültigkeit. Egal, was du tust, egal was irgendjemand tut, egal ob du lebst, egal, ob du stirbst, egal, ob die Meeresspiegel steigen und ganze Länder unter Wasser setzen, egal, ob die ganze Menschheit ausgelöscht wird – die Welt dreht sich weiter. Es gibt nichts, das dem Großen Egal nicht vollkommen wurscht wäre“ (S. 59).
Das ist nicht die Antwort. Im zweiten Teil suchen die Menschen nach Sinn. Sie geben sich mit dem ,Großen Egal‘ nicht zufrieden. Viele Zeitgenossen gehen zwar mit dieser Haltung durchs Leben. Doch der Alltag, der ,egal‘ wird, wird immer wieder unterbrochen. Hat die Machtlosigkeit Gottes auch positive Seiten?
Über den Autor
Theo Paul ist Generalvikar und damit Stellvertreter des Bischofs und Leiter der Verwaltung des Bistums. In seinen Blogbeiträgen greift er gerne aktuelle Themen auf.
„Ich beneide euch um das Leben, ich beneide euch um den Tod. Ich beneide euch darum, dass ihr euch zu bewähren habt, dass ihr nachdenken müsst. Dass das Leben für euch eine Kostbarkeit ist, die ihr ergreifen könnt, dass dieses Leben für euch etwas Konkretes ist, das ihr zu eurem Leben machen könnt. Dass ihr das Unglück kennt und deshalb erfahren könnt, was Glück ist. Dass ihr um die Beliebigkeit wisst, und deshalb über das Wichtige nachzudenken habt. Wie ich euch beneide, Mann!“ (S. 82)
In diesem Buch finde ich viele Anregungen für ein intensives Glaubensgespräch. Anknüpfungspunkte für einen spannenden Dialog.