Inklusion im Arbeitsleben

Handabdrucke
Bild: photocase.com, jock+scott

In der letzten Woche habe ich im Rahmen der Visitation die Firma CNC-Technik Andreas Jansen GmbH in Lingen-Baccum besucht. Das mittelständische Unternehmen wurde im Jahr 1996 gegründet. Die Firma konzentriert sich in ihrem Fertigungsprogramm auf Dreh-, Fräs- und Bohrteile für den allgemeinen Maschinenbau. Produziert werden sowohl Einzel- als auch Serienteile in hohen Stückzahlen. Ich war gespannt, was mich dort erwarten würde, besonders auch wegen einer Besonderheit, auf die Besucherinnen und Besucher sofort durch ein Türschild aufmerksam gemacht werden: „Inklusiver Betrieb“ steht da geschrieben. Was bedeutet das nun genau?

Im April 2014 haben die emsländischen Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen und der Landkreis Emsland mit Unterstützung der Kreishandwerkerschaften und des emsländischen Wirtschaftsverbandes das gemeinsame Projekt „Initiative Inklusion-Berufliche Qualifikation & Teilhabe am Arbeitsleben“ ins Leben gerufen. Bis heute haben sich bereits über 80 emsländische Betriebe, Kommunen und Institutionen durch den Abschluss von Kooperationsvereinbarungen mit den Einrichtungen dauerhaft dem Vorhaben verschrieben. Und CNC-Technik gehört dazu.

Über den Autor

Johannes Wübbe ist Weihbischof in unserem Bistum. Auf wen er in seinem Alltag trifft und was ihn bewegt – wir werden das in seinen Blogbeiträgen verfolgen.

In der Firma haben uns dann der Firmenleiter Herr Jansen, seine Mitarbeiter Herr Mario Hagedorn und Herr Matthias Schliemer und vom Christophorus-Werk Lingen Herr Frank Surmann und Herr Leo Langenhorst („Arbeit nach Maß“) sowie Herr Klaus van Kampen (Leitung „Berufliche Bildung und Arbeit“) erklärt, was genau sich hinter dem ganzen Projekt verbirgt, bzw. wie es in diesem konkreten Betrieb umgesetzt wird. Ziel ist es, für Menschen mit Behinderungen, die im Christophorus-Werk tätig sind, z. B. Praktikumsplätze einzurichten, um dadurch Möglichkeiten zu schaffen, sich unter den entsprechenden Arbeitsbedingungen auszuprobieren, im Idealfall auch einen Ausbildungsplatz oder Arbeitsplatz zu finden.

Die Kooperation läuft schon seit einigen Jahren erfolgreich, weil es auf beiden Seiten Verantwortliche gibt, denen es wirklich um den individuellen Menschen und seine Persönlichkeit geht, die darauf schauen, wie die oder der Einzelne ´tickt´, wo Stärken liegen, wie sie gefördert werden können, und wo Schwächen aufmerksam berücksichtigt werden müssen. Ja, es braucht hohe Sensibilität und Rücksichtnahme aller Beteiligten, und manchmal wächst dann auch die Erkenntnis, dass eine Person an einem bestimmten Platz eben noch nicht richtig eingesetzt ist. Aber ich habe in den Gesprächen von allen Beteiligten gehört, dass sie das Projekt als einen Gewinn betrachten, weil sie sich sowohl als Lernende, aber auch als Begeisterte erleben, die wiederum den jeweils anderen etwas mitgeben können (hier ein paar Fotos).

Über Inklusion und ihre Realisierung in den verschiedenen Bereichen der Gesellschaft wurde und wird viel geschrieben; auch das ist wichtig. Noch überzeugender finde ich aber, wenn Inklusion praktiziert wird. Ich durfte das bei meiner Betriebsbesichtigung einmal mehr erleben, was es heißt, an ganz verschiedenen Orten in unseren Lebenswelten Menschen mit Behinderung sichtbar zu machen und teilhaben zu lassen. Das fördern wir im Bistum durch die Seelsorge für Menschen mit Behinderung, die von vielen Menschen haupt- wie ehrenamtlich getragen wird. Sie handeln – wie es ein Positionspapier umschreibt – nach dem Motto: „Dabei sein und mitgestalten. Nicht nur reden, sondern auch tun.“ Dies geschieht aus der Überzeugung, dass, wie es Papst Franziskus sagt, „Verschiedenheiten Reichtum sind.“

Mehr zum Projekt auch unter: http://www.gemeinsam-vielfalt-leben.de/

Ich bin nachdenklich, dankbar und beeindruckt aus Lingen zurückgefahren.

 

 

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