5. Dezember 2020
„Befreiende Grenzüberschreitungen“: Zum Fest von St. Nikolaus
„Nikolaus hat Grenzen überschritten. Viele Legenden ranken sich um sein Leben. Eine wird Bild in seiner Darstellung mit drei goldenen Äpfeln in der Hand. Sie erinnern an die Not dreier Töchter deren Vater so bitter arm war, dass er ihnen nicht nur keine Heirat ermöglichen konnte, sondern sogar an Prostitution dachte.
Wir wissen, dass ausweglose Not auch heute Eltern zu erschreckenden Grenzüberschreitungen treiben kann! Als junger Mann habe Nikolaus dreimal nachts den Töchtern eine Kugel Gold durchs Zimmerfenster geworfen. Unerkannt wollte er ihnen so traumatische Erfahrungen ersparen, die Mitgift besorgen und eine hellere Zukunft ermöglichen.
Es gibt befreiende Grenzüberschreitungen: von der Selbst- zur Nächstenliebe, vom Zuschauen zum Handeln, von außen in familieninterne Zwänge oder Nöte, vom Mitleiden zu befreienden Schritten.
Mögen alle, die in diesen Tagen als heilige Nikolause unterwegs sind, in ihren Begegnungen etwas vom wachen Blick und vom befreienden Tun ihres Vorbildes spürbar machen.“
Nikolaus Kuster
Quelle: Warmes Licht in kalter Nacht – Ein kleines Lesebuch zum großen Fest“, camino Verlag, Stuttgart 2016, Seiten 34-35
Foto: Nikola Dicke