Alles Aberglaube? Von schwarzen Katzen und Freitag, dem 13. 

Kalenderblatt
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Darf ich als gläubiger Mensch auf Holz klopfen und sicherheitshalber einen großen Bogen um Leitern und schwarze Katzen machen? Kann ich vierblättrige Glückskleeblätter suchen und Schutzengel verschenken? Ist das alles nur Aberglaube oder hat es auch etwas mit dem christlichen Glauben zu tun? Antworten auf diese Fragen und spannende Infos zu Freitag, dem 13. gibt es hier!

Der Begriff Aberglaube ist negativ besetzt und daran ist die Kirche nicht unschuldig. Sie führte das Wort im späten Mittelalter ein und bezeichnete so Praktiken und Vorstellungen, die von der wahren christlichen Lehre abwichen: schutzbringende Amulette, magische Rituale, der böse Blick – alles Aberglaube und damit unmoralisch und gefährlich.

Die Angst vor dem Unverfügbaren

Martin Splett
Martin Splett

Noch heute steht der Begriff für eine Abkehr vom richtigen Glauben. Allerdings könne auch klassische christliche Frömmigkeit in Aberglauben kippen, meint Martin Splett. Er ist Seelsorger in der Magdalenenklinik Osnabrück und im Bistum Osnabrück zuständig für Hospizarbeit und Trauerseelsorge. Er sagt: „Zum Aberglauben werden Gebete und Rituale dann, wenn ich mich nicht Gott in seiner Unbegreiflichkeit anvertraue, sondern meine, ich müsste und könnte ihn auf diese Weise steuern.“ Als Klinikseelsorger weiß er von Menschen, die in ihrer Verzweiflung nach jedem Strohhalm greifen, das Schicksal beherrschen wollen. „Psychologisch steckt oft dahinter, dass die Angst vor dem Unbekannten oder Unverfügbaren gebändigt werden soll. Ob ich auf Holz klopfe oder drei Ave-Maria bete bevor ich das Haus verlasse – beim Aberglauben möchte ich etwas in den Griff bekommen, was eigentlich meinem Zugriff entzogen ist“.

Ein vierblättriges Kleeblatt soll Glück bringen – nicht nur, weil es so selten ist. Einer Legende nach soll Eva so eins aus dem Paradies mitgenommen haben. Wer heute eins findet, hat deswegen quasi ein Stück vom Paradies entdeckt …

Aber ist das so schlimm? Erst einmal sei das einfach nur menschlich, meint Splett. „Und wenn’s Leuten guttut, dass sie sich Toi, Toi, Toi wünschen, dann sollen sie das auch ruhig machen.“ Da gebe es ja viele Rituale: Fußballer, die sich, bevor sie aufs Feld gehen, die Strümpfe in einer bestimmten Weise hochziehen oder wenn jemand vor einer Prüfung unter einer bestimmten Bettdecke besonders gut schläft. Solche Rituale können im Alltag ein gutes Gefühl vermitteln. „Und wenn jemand glaubt, dass eine Wallfahrt, eine Schutzengelfigur oder ein Kleeblatt heilsam wirken können, dann kann das durchaus positive Placebo-Effekte haben“, ergänzt Splett. Wichtig sei nur, dass das Ganze nicht kippt: „Wenn etwa jemand glaubt, dass ein Christophorus-Anhänger ihn beschützt, dann wird er mit Blick auf den Anhänger vielleicht ruhiger Auto fahren, dagegen ist nichts einzuwenden, da bin ich ganz entspannt. Wenn jemand aber nicht mehr ins Auto einsteigen kann ohne diesen Anhänger, dann ist das Aberglaube.“ Dieser Aberglaube sei dann problematisch, wenn er auf Kosten der Vernunft gehe, wenn zum Beispiel jemand ein notwendiges Medikament nicht einnehme, sondern seine Hoffnung allein auf eine wundersame Heilung in Lourdes setze. „Oder wenn der Aberglaube meine Freiheit einschränkt, wenn ich nicht mehr aus dem Haus gehen kann, weil ich draußen eine schwarze Katze gesehen habe.“

In Aberglauben kann Glauben stecken

Spannend ist: In vielem, was heute als Aberglaube gilt, steckt Glaube drin! Marienkäfer beispielsweise sollen Glück bringen, weil sie mit der Gottesmutter Maria in Verbindung stehen. Und das Gruselfest Halloween hat seinen Ursprung im christlichen Fest Allerheiligen. Sogar der Aberglaube an Freitag den 13. als Unglückstag lässt sich aus dem christlichen Glauben heraus erklären: „Freitag ist der Todestag Jesu, das ist schon mal ganz schlecht“, erläutert Splett. Und die 13 gelte vor allem im Gegensatz zur 12 als Unglückszahl: „Im Christentum ist die 12 eine heilige Zahl der Fülle, sie symbolisiert die Verbindung von Himmel und Erde, denn 12 ist 3×4 – drei ist die Zahl Gottes, wegen der Dreifaltigkeit, und vier die Zahl der Welt – es gibt zum Beispiel vier Himmelrichtungen und vier Elemente.“ Die Zwölf ist häufig in der Bibel zu finden: Zwölf Stämme bildeten das Volk Israel, Jesus versammelte zwölf Apostel und die himmlische Stadt Jerusalem hatte zwölf Tore, die von zwölf Engeln bewacht wurden. „Die 12 ist ne runde Sache und die 13 macht das kaputt“, sagt Splett.

Trotzdem ist diese Erklärung für ihn kein Grund, am Freitag, den 13. zuhause zu bleiben. Stattdessen empfiehlt er ein gesundes Maß Vertrauen, wie an allen anderen Tagen auch: „Zum Glauben gehört Vertrauen und das heißt eben auch, damit zu leben, nicht alles kontrollieren zu können – nicht nur in Bezug auf Gott, sondern auch im Alltag.“

Was die Glücksformel Toi, Toi, Toi mit dem Teufel zu tun hat, dazu mehr in diesem Video:

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