Advent ist für mich: weniger

Langeoog im Herbst
Strand von Langeoog Bild: Mayk Opiolla

Für die Menschen auf einer Insel ist der Advent eine ganz besondere Zeit: eine Atempause zwischen den letzten Herbstferienbesuchern und den ersten Weihnachtsurlaubern. Susanne Wübker, Seelsorgerin auf Langeoog, genießt die Ruhe dieser Tage voller Vorfreude. Warum? Das erzählt sie hier:

„Die Feierlichkeiten rund ums Patronatsfest am St. Nikolaustag und dessen Nachklänge liegen hinter uns; die Erstkommuniongruppe übt eifrig fürs Krippenspiel. Was für die Weihnachtszeit und die ersten Wochen des neuen Jahres sorgfältig geplant werden musste, ist auf den Weg gebracht. Ruhe kehrt ein. Rund um den Kirchturm. Bis hin zum Hafen. Nur noch dann und wann bringt die Inselbahn Urlaubsgäste vom Anleger in den Ort, selbst die Langeooger – sofern ohne schulpflichtige Kinder – machen sich rar.

Susanne Wübker
Susanne Wübker ist 49 Jahre alt und arbeitet als Seelsorgerin auf Langeoog Bild: Kirchenbote, Andrea Kolhoff

Alles ist reduziert. Nicht im Sinne eines billigen Ausverkaufs. Vielmehr so, wie Advent gedacht ist: karg und darin intensiv, öde und darin verheißungsvoll, leer und darin empfangsbereit.

Mit dem Verfrachten sämtlicher Strandkörbe ins Winterlager hat der Strand seine Farbigkeit verloren. Es gibt kein Stimmengewirr mehr, kein Gewusel von Menschen in Sommerferienlaune, keine Kinder, die quietschvergnügt über sachte anrollende Wellen hüpfen. Wenn sich jetzt in der Ferne vereinzelt Gestalten gegen die Wasserlinie abzeichnen, kommen mir Verse aus Psalm 8 in den Sinn:

Mehr Advent

Sie möchten noch mehr persönliche Geschichten zum Advent lesen? Vom Bistum Osnabrück gibt es 2018 wieder einen Adventskalender per E-Mail und WhatsApp, der Angemeldeten täglich kurze kostenlose Impulse sendet. Dieses Jahr unter der Überschrift „Advent ist …“ Weitere Infos dazu gibt es hier: http://adventsimpulse.de

Impulse zum Advent 2018

Seh ich den Himmel, die Werke deiner Finger,
Mond und Sterne, die du befestigt:
Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst,
des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?
Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott.

Wie ein Refrain durchzieht diese Frage meine Adventszeit: Was ist der Mensch? Hier am verwaisten Strand wirkt er geradezu mickerig, schonungslos den Elementen ausgesetzt. Der Mensch ist nicht nichts, aber auch nicht viel mehr. Seine Größe gewinnt er, weil Gott genau so werden will, ihm ähnlich. Mensch. Für diese Wenigkeit ist Gott sich nicht zu schade. Mit der nächsten Böe weht mich schon die Strophe eines Weihnachtsliedes an:

Strand auf LangeoogEntäußert sich all seiner Gewalt,
wird niedrig und gering,
und nimmt an eines Knechts Gestalt,
der Schöpfer aller Ding.

Voll Vorfreude koste ich in dieser Woche des Hohen Advent das Meer und das Weniger aus.“