Adventszeit mit Alfred Delp

Adventskranz mit vier leuchtenden Kerzen
Bild: pixabay.com, corinnalichtenberg1
 Die Adventszeit ist für mich mit vielen Wiederholungen verbunden. Nicht nur der Adventskranz und der Adventskalender gehören dazu. Auch Verabredungen und Danke-Abende. Neben diesen Traditionen gehört für mich eine Gestalt fest zum Advent: der Jesuitenpater Alfred Delp. Er war Mitglied des Kreisauer Kreises, einer gewaltfreien Widerstandsgruppe während der Zeit des Nationalsozialismus. Am 2. Februar 1945 wurde er in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Advent ist eine Zeit der Erschütterung, schreibt Pater Delp 1944 mit gefesselten Händen im Nazi-Gefängnis von Berlin-Tegel. Nicht erst in der Gefangenschaft befasst er sich intensiver damit. 1933 schrieb er im Internat Stella Matutina in Feldkirch das Theaterstück „Der ewige Advent“. Es geht um soziale Fragen. Ein Arbeiterpriester unternimmt einen Vermittlungsversuch zwischen dem Werksdirektor und den streikenden Arbeitern. Bei diesem Vermittlungsversuch wird der Priester erschlagen.

Immer wieder begegnet uns in den Aufzeichnungen von Pater Delp das Thema Advent. Er beklagt, dass die Menschen dessen ursprünglichen Sinn verworfen haben. Für ihn ist der Advent eine Zeit der Unruhe, der Gottsuche, des Hungers nach Brot und eine Zeit des Neuanfangs. Sein zentrales Anliegen ist es, in Zeiten der Erschütterung Orientierung zu geben, und dabei kommt er zu dem Fazit: „Alle, die in Christus stehen, werden bestehen.“

Über den Autor

Theo Paul ist Generalvikar und damit Stellvertreter des Bischofs und Leiter der Verwaltung des Bistums. In seinen Blogbeiträgen greift er gerne aktuelle Themen auf.

Auch 2016 begleiten mich Pater Delps Tagebuchaufzeichnungen aus „Im Angesicht des Todes“ durch die Adventszeit. Sie fordern mich wieder heraus, richten mich auf und lassen mich staunen über die bleibende Aktualität der Aussagen. Auch wenn das Buch abgenutzt ist, spricht aus den Texten eine prophetische Botschaft für unsere Tage. Eine Kostprobe gebe ich gerne weiter:

„In dieser Stunde meines Lebens wird mir eines klarer, als es sonst manchmal war: Ein Leben ist verloren, wenn es nicht in ein inneres Wort, in eine Haltung, eine Leidenschaft sich zusammenfasst. Der Mensch muss unter einem geheimen Imperativ stehen, der jede seiner Stunden verpflichtet und jede seiner Handlungen bestimmt. Nur der so geprägte Mensch wird Mensch sein können, jeder andere wird Dutzendware, über den andere verfügen. Der geprägten Menschen sind heute so wenige; das macht ja das Leben so spannungslos und beziehungsarm. Es gibt keine echten Dialoge mehr, weil es keine echten Partner mehr gibt. Die Menschen wagen es nicht mehr, die Grenzen ihrer Wirklichkeit ernsthaft und ehrlich abzuschreiben, weil sie die Entdeckung fürchten, die ihrer an den Grenzen warten.“