Alles Tomate!
In meinem ersten Blogbeitrag habe ich geschrieben, dass ich die Schöpfung als Gottes Geschenk sehen möchte. Als ich heute durch unseren Garten ging, kam ich an den Tomatenpflanzen vorbei, welche ich seit dem Frühjahr pflege. Sie waren ein Geschenk einer Mitschwester aus Köln-Raderberg, am Anfang nur zehn Zentimeter groß, inzwischen überragen mich einige Pflanzen.
Es macht mir Freude, ihnen beim Wachsen zuzusehen, mich um sie zu kümmern und zu sehen, wie sie größer werden. Der Jubel über die erste Blüte, die ersten Früchte, die erste Ernte war groß. Heute ist mir aufgefallen, wie vielfältig „meine“ Tomaten sind.
Zehn Pflanzen – zehn Sorten – alles Tomate!
Manche klassisch rot, rund und glatt, andere kleiner oder größer, eierförmig oder mit Ausstülpungen und Einkerbungen an den verschiedensten Stellen. Auch bieten die Tomaten ein buntes Farbenspiel: gelb, orange, hellrot, dunkelrot, rot mit Grünstich oder fast schwarz.
„Wie zahlreich sind deine Werke, Herr“ (Psalm 104,22) beten wir am Abend in der Vigil, dem Nachtgebet der Kirche, und das kann man an etwas scheinbar so Einfachem wie ein paar Tomatenpflanzen sehen.
Ich finde es großartig, mit was für einer Fülle wir beschenkt sind und diesen Reichtum selbst zu sehen, hautnah zu erleben und daran mitzuwirken. Die Schöpfung als Ganzes – nicht nur Tomaten – hat für mich etwas Faszinierendes: Sie ist bunt, vielfältig, facettenreich und man kann immer wieder neue Seiten an ihr entdecken – wenn man will und sich für sie öffnet. Wir leben auf einem Planten mit einer so großen Artenvielfalt, dass sie für einen einzelnen Menschen kaum fassbar ist.
Über die Autorin
Sr. Josefine Schwitalla OSB ist Novizin bei den Benediktinerinnen vom heiligsten Sakrament in Osnabrück. Sie liebt die Natur, arbeitet in ihrer Freizeit gern im Klostergarten und hegt und pflegt (nicht nur dort) ihre intensive Beziehung zu Gottes Schöpfung.
Doch trotz dieser Fülle sehe ich oft nur den Einheitsbrei, habe bestimmte Vorstellungen, wie etwas auszusehen hat und wenn es abweicht, wird es als „fehlerhaft“ aussortiert. Wenn sich mein Blick aber weitet und ich aus diesem Denkmuster aussteige, kommt es zu einem Aha-Erlebnis und ich freue mich über die Verschiedenheit, die sich mir bietet.
Manchmal schlägt meine Begeisterung so hohe Wellen, dass ich sie teilen möchte. Dann erzähle ich von dem, was ich gesehen habe, zeige, im Fall der Tomaten, was geerntet wurde oder mache Fotos. Die Welt ist ein bunter Ort und wir sind mittendrin!