Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war wüst und wirr und Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser. Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war. (Genesis 1,1-4a)
Wenn man die Heilige Schrift aufschlägt, stößt man zuerst auf diese Zeilen.
Bereits im Kindergarten wurde mir diese Bibelstelle näher gebracht, als Ministrantin hörte ich sie regelmäßig als erste Lesung während der Feier der Osternacht in meiner Heimatgemeinde. Nun, als Novizin bei den Benediktinerinnen vom heiligsten Sakrament in Osnabrück, begegnet sie mir nicht nur in der Liturgie, sondern auch im Unterricht.
Zur Vorbereitung auf den Unterricht bekam ich die Aufgabe, mir den Text der ersten Schöpfungserzählung einmal ganz genau anzusehen. Wort für Wort lesen, realisieren was dort wirklich steht – oder auch nicht. Diese Aufgabe löste keine Begeisterungsstürme in mir aus, denn was sollte ich dort Neues finden? Unzählige Male habe ich diesen Text gehört. Gefühlt konnte ich ihn auswendig. Doch Hausaufgabe ist Hausaufgabe und ich wurde überrascht, was alles zu finden war:
Die Erzählung folgt einem wiederkehrendem Muster: Gott erschafft, es wird Abend, es wird Morgen, nächster Tag.
Doch dabei fehlt etwas ganz entscheidendes: GOTT SAH, DASS ES GUT WAR! Dieser Satz, oft gehört aber nicht wahrgenommen, überlesen und vergessen, macht eine wichtige Aussage über Gott!
Über die Autorin
Sr. Josefine Schwitalla OSB ist Novizin bei den Benediktinerinnen vom heiligsten Sakrament in Osnabrück. Sie liebt die Natur, arbeitet in ihrer Freizeit gern im Klostergarten und hegt und pflegt (nicht nur dort) ihre intensive Beziehung zu Gottes Schöpfung.
Gott ist kein Fabrikarbeiter der seinen Plan abarbeitet, lieb- oder beziehungslos zu seinem Werk steht. Gott schaut sich alles genau an, immer wieder richtet ER seinen Blick auf das was er schuf. Die Schöpfung ist IHM nicht egal! Gott beschäftigt sich mit seinem Werk, ER gibt all sein können, seine Liebe hinein. ER ist nicht teilnahmslos oder gleichgültig gegenüber der Schöpfung, ER schaut – kritisch – und sieht, dass es gut ist! Nicht nur mittelmäßig oder ausreichend, nein: „Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut.“ (Genesis 1,31)
Ob die Schöpfung eine Liebesgeschichte ist? Für mich JA! Denn Gott hat sich ganz in diese Schöpfung (hinein)gegeben und uns erschaffen.
In der babylonischen Mythologie wurden die Menschen als Sklaven für niedere, unliebsame Dienste erschaffen. Gott hingegen sieht uns nicht als niedere Bedienstete, sondern überträgt uns die hohe Verantwortung, auf die Schöpfung zu achten und sie zu bewahren, weil er uns und die ganze Schöpfung so sehr liebt.
Deshalb ist mir die Schöpfung nicht gleichgültig, sie ist mir wertvoll und ich bin bereit, Verantwortung für sie zu übernehmen. Das heißt nicht, dass ich alles schön finde, z.B. erfreue ich mich mehr an einem gelb leuchtenden Schmetterling, als an einer Zünsler-Raupe, die den Buchsbaum im Garten abfrisst.
Aber ich möchte die Schöpfung als das sehen, was sie ist: Ein Geschenk SEINER Liebe!