Altes Brot

Brot zum Verkauf angerichtet
Bild: unsplash.com, Florencia Viadana

„Altes Brot ist nicht hart. Gar kein Brot, das ist hart.“ Auf einmal fällt mir dieser Satz wieder ein. Ich besuche meine alte Unistadt, stehe in der Straße, in der meine erste Bleibe war. Das Studentenwohnheim gibt es noch. Mein Gott, ist das lange her!

Und die Bäckerei, wo wir immer Brötchen geholt haben? Die gibt’s nicht mehr. Aber ich erinnere mich an dieses Spruchband, das in kunstvollen Lettern über dem Verkaufstresen gemalt war: „Altes Brot ist nicht hart. Gar kein Brot, das ist hart.“ Schon Anfang der 90er Jahre klang das antiquiert, aber irgendwie auch besonders. Vermutlich hatte jemand den Familienbetrieb nach harten Kriegsjahren wieder aufgebaut.

Über die Autorin

Martina Kreidler-Kos ist zuständig für die Ehe- und Familienseelsorge. Natürlich liegen ihr diese Themen besonders am Herzen – aber nicht nur. Sie hat im Alltag ein wachsames Auge. Denn dort trifft sie auf große Dinge oder nur scheinbar kleine Nebensächlichkeiten.

Vielleicht hundert Meter weiter gibt es heute eine Filiale der regional bekannten Backfabrik. Die Verkäuferinnen dort würden sich hüten, Menschen dazu aufzufordern, erst mal ihr altes Brot aufzuessen und dann wieder zu kommen.

„Altes Brot ist nicht hart. Aber gar kein Brot, das ist hart“ – so was sagt heute kein Mensch mehr. Erst recht keiner, der Brot verkaufen will. Im Gegenteil, heute wird Überfluss produziert. Irgendwie scheint es sich zu rechnen, die Regale bis in die Abendstunden nahezu voll zu halten. Verzicht ist unpopulär, wenn schon, dann nur um fit zu bleiben. In der Fastenzeit gibt’s außer der Entschlackung noch einen Mehrwert für Christ*innen: Wertschätzung. Vielleicht wäre das ja mal was zum Ausprobieren, die Hälfte der Fastenzeit bleibt immerhin noch.

 

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