Die Zukunft des ländlichen Raumes
Am 6. Januar 2019 findet der Oeseder Landwirtschaftstag zum Thema Ehrenamt und Mobbing statt. Jedes Jahr sind Verantwortliche und Interessierte in die Katholische Landvolkhochschule zum Gespräch über die Entwicklung des ländlichen Raumes eingeladen. Aus diesen Oeseder Gesprächen sind schon einige gute Ideen entstanden und weitergegeben worden.
Ich habe gerade das Buch „Mittagsstunde“ von Dörte Hansen gelesen. In diesem Buch geht es auch um die Entwicklung des ländlichen Raumes – auf ganz andere Weise. Die Autorin entführt den Leser in das fiktive Dorf Brinkebüll in Nordfriesland. Dort lebt Ingwer Feddersen, ein Mann von 47 Jahren. Normalerweise arbeitet er als Archäologe an der Uni in Kiel. Jetzt ist er für ein Sabbatjahr in sein Geburtsdorf Brinkebüll zurückgekehrt, um seine Großeltern zu pflegen, denen er viel verdankt. Seine Mutter Marret ist dazu nicht in der Lage. Für die Dorfbewohner ist Marret „verdreiht“. Sie spricht mit Fledermäusen, prophezeit den Weltuntergang, schnitzt Muster in Kartoffeln, anstatt sie zu schälen.
Über den Autor
Theo Paul ist Generalvikar und damit Stellvertreter des Bischofs und Leiter der Verwaltung des Bistums. In seinen Blogbeiträgen greift er gerne aktuelle Themen auf.
Eines Tages kommen drei Landvermesser ins Dorf. Dörte Hansen erzählt von Veränderungsprozessen. Körper altern, Demenz, und das Dorfleben welkt. Einwohner ziehen weg, Landwirtschaftliche Betriebe werden nicht mehr bewirtschaftet. Die Dorfwelt löst sich auf, wird Opfer der Moderne. Die Flurbereinigung markiert den größten Wendepunkt. „Die Flur bereinigen als wäre sie verdreiht“: die Landwirtschaft wird vermessen, Hügel werden weggeschoben, Bäche begradigt, Sandwege asphaltiert.
Brinkebüll steht exemplarisch für die Veränderungen unserer dörflichen Strukturen. Ingwer Feddersen ist eine ambivalente Gestalt. Auf der einen Seite steht er für den Fortschritt, auf der anderen Seite ist er fest verwurzelt in der Landschaft seiner Kindheit, aus der er geflohen ist. In dieses Dorf kehrt er zurück.
Ich habe das Buch gerne gelesen. Immer wieder musste ich an unsere Gespräche im Landforum denken. Die Literatur hat auch den ländlichen Raum entdeckt. Das ist ein Schritt in die Zukunftsentwicklung des ländliches Raumes.