Kloster der Benediktinerinnen vom Heiligsten Sakrament
Im Sommer fahren die Meisten an den Strand, in die Berge oder besuchen andere Reiseziele. In der Regel befinden sich an diesen gewöhnlichen Urlaubsorten viele Menschen gleichzeitig. Aber wie lebt es sich eigentlich an einem echten Ort der Stille? Ein Besuch bei den Benediktinerinnen vom Heiligsten Sakrament am Hasetorwall in Osnabrück.
Mitten in Osnabrück gibt es eine Pforte in eine andere Welt. Über der Pforte steht das Wort „Pax“, das bedeutet „Frieden“. Und tatsächlich: Hinter dieser Pforte herrscht eine friedliche Ruhe. Die Zeit scheint langsamer zu verstreichen. Das Kloster der Benediktinerinnen vom Heiligsten Sakrament ist ein Ort der Stille. Es ist keine Totenstille, sondern lebendige, atmende Stille, die sich auf den Herzschlag des Lebens und damit auf den Herzschlag Gottes konzentriert.
In diesem Kloster wird nach der Ordensregel des Heiligen Benedikt gelebt. Das bedeutet im Wesentlichen, dass gebetet und gearbeitet wird. Die Nonnen versammeln sich zu sieben Gebetszeiten am Tag und gehen ihrer Arbeit in der Hostienbäckerei oder anderen Klosterbetrieben nach. Der Tag beginnt mit den Morgengebeten um 5:55 Uhr und endet mit den Vigilien um 19:30 Uhr.
Von der Stille getragen
Die Frauen, die man hier antrifft, scheinen von der Stille und dem Rhythmus dieses Ortes getragen zu sein. Gleichzeitig sind sie verbunden mit der Welt außerhalb der Stille. Schwester Eva-Maria berichtet, dass sich auf der Rückseite des Klosters eine große Feuerwache befindet. Wenn die Rettungswagen ausrücken, so sagt sie, fahren sie fast immer direkt an den Klostermauern entlang. Die Martinshörner durchbrechen dann die Stille innerhalb dieser Mauern. Die Schwestern beten in solchen Momenten für die einzelnen Schicksale, die von dem Rettungseinsatz betroffen sind. Sie haben das tiefe Vertrauen, dass ihre Gebete nicht ungehört und unerhört verhallen, sondern etwas wenden.
Weitere Infos
Gebetet wird aber auch „in eigener Sache“: Schwester Angelica betete lange dafür, dass neue Novizinnen ins Kloster eintreten. 28 Jahre musste sie auf den ersehnten Zuwachs warten – in dieser Zeit wurden 33 Mitschwestern zu Grabe getragen und eine Schließung des Klosters schien damals schon unvermeidlich.
Nonne klang wie ein Schimpfwort für sie
Doch dann besuchte eine junge Frau das Kloster. Sie war zwar bereit, ihr ganzes Leben auf die Karte „Gott“ zu setzen, aber „Nonne“ klang für sie eher wie ein Schimpfwort: Ein Leben im Kloster kam für sie nicht in Frage. Stattdessen wollte sie Jesus als Ärztin folgen. Aber irgendetwas war da: Sie spürte eine Sehnsucht, die durch ihre medizinische Laufbahn nicht gestillt werden konnte.
Diese Sehnsucht führte sie schließlich zu den Benediktinerinnen nach Osnabrück. Hier verbrachte sie zunächst ein Wochenende, um sich die Gemeinschaft einmal anzusehen. Doch dieses Wochenende bescherte ihr wenig Schlaf – wie das eben so ist, wenn man der Liebe seines Lebens begegnet: Man ist erschüttert. Im besten Sinn.
Dann war sie tief beeindruckt
Schwester Eva-Maria entschloss sich zu bleiben. Sie erzählt, dass sie in dem Wohnraum für die Novizinnen unterkam, der so lange leer gestanden hatte. Sie war tief beeindruckt: Ein heller, moderner Raum, nichts war verstaubt oder antiquiert und die Literatur in den Regalen war auf dem neusten Stand.
Die Benediktinerinnen hatten sich entsprechend gut vorbereitet, da sie darauf vertrauten, dass ihnen eine neue Mitschwester gesandt wird – egal wann. Diese Frauen leben ein Leben der ständigen wachsamen Bereitschaft – ähnlich den Feuerwehrleuten in ihrer Nachbarschaft. Vielleicht ist es diese Wachsamkeit – ihre Gebete wurden zumindest erhört: Über die Jahre kamen noch weitere Novizinnen dazu. Es sind vielleicht nicht so viele, aber das Kloster hat eine Zukunft.