Das Jahr der Hirten
So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten. Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.
Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war. Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, noch ehe das Kind im Schoß seiner Mutter empfangen wurde.Lukasevangelium 2, 16-21 (Einheitsübersetzung)
Das neue Jahr 2017 ist das „Jahr des Feuer-Hahns“ – jedenfalls dann, wenn man der chinesischen Astrologie folgt. Glaubt man daran, knüpfen sich an das „Jahr des Hahns“ bestimmte Prognosen und damit Erwartungen, was das Jahr mit sich bringen wird – im Beruf, gesundheitlich oder in der Liebe.
Eigentlich sehr sympathisch, dass wir das Jahr füllen wollen, Pläne und Erwartungen damit verbinden – oder auch Befürchtungen. Die Tage sollen nicht einfach nur dahinfließen. Nicht nur messbare Zeit sein, die gleich getaktet abläuft, sichtbar indem wir Tag für Tag ein Kalenderblatt abreißen. Wir wollen einen erfüllten Tag, ein erfülltes Jahr. Womit aber soll es gefüllt sein?
Die heutige Bibelstelle macht einen Vorschlag. Daher rufe ich jetzt das „Jahr der Hirten“ aus. Diese Hirten, die in keiner Krippe fehlen dürfen.
Die Hirten ließen sich anlocken und zum Geburtsort des Gotteskindes führen, sie teilten dort ihre Vision von diesem Kind und brachten dadurch die Eltern zum Staunen; danach kehrten sie mit ihrer Erfahrung in ihren Alltag zurück.
Ich würde mir sehr wünschen, dass 2017 das „Jahr der Hirten“ wird, weil sich Gottes Gegenwart so nah und unerwartet zeigt, wie in dem Neugeborenen aus Bethlehem und dieses Ereignis dann den gewohnten Gang der Dinge unterbricht. Ich wünsche mir, dass davon etwas ausgeht, das mich so anzieht und anlockt, dass ich dabei sein darf und es miterleben kann.
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Ich möchte schließlich auch begreifen, wie Gott sich im Menschlichen zeigt, um anderen glaubhaft davon erzählen zu können. Oder noch besser, ich möchte Menschen treffen, die ähnliches erleben und mir davon mitteilen. So wie neulich auf dem kleinen Fest, als die nette Frau mit dem Sektglas in der Hand mir unvermittelt erzählte, wie ihr der Boden unter den Füßen entglitt als nach Jahren der glücklichen Ehe ihr Mann fremdging. Sie fiel in ein unendlich tiefes Loch – bis zu dem Punkt, wo sie spürte, dass ihre Lebensfundamente viel tiefer waren, als sie dachte: Sie erfuhr die tragende Kraft ihres Glaubens. „Ich weiß nicht, warum ich dir das jetzt erzähle“, sagte sie.
So ein „Jahr der Hirten“ wünsche ich mir, in dem uns durch solche Erzählungen die Bedeutung des Namens Jesu aufgeht. Denn heute bekommt das Kind seinen Namen, aber nur durch das „Jahr des Hirten“, das uns ermutigt solche Rettungsgeschichten zu erzählen, füllt dieser Name die Tage des neuen Jahres aus. „Man gab ihm den Namen Jesus“ – das heißt: Gott heilt, befreit, rettet.
Ina Eggemann