Der Mann, der im Baum saß

Baum
Bild: pixabay.com, rwayne307

Dann kam er nach Jericho und ging durch die Stadt. Dort wohnte ein Mann namens Zachäus; er war der oberste Zollpächter und war sehr reich. Er wollte gern sehen, wer dieser Jesus sei, doch die Menschenmenge versperrte ihm die Sicht; denn er war klein. Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste. Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm: Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein. Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf. Als die Leute das sahen, empörten sie sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt. Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte: Herr, die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück. Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist. Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.

Lukasevangelium 19, 1-10 (Einheitsübersetzung)

 

Den kenne ich doch von irgendwo her! Ach ja, das ist dieser Zachäus – einer der bekanntesten Nebendarsteller aus den Evangelien: klein, reich, unbeliebt. Keiner würde je einen Film über seine Geschichte drehen. Er ist der Böse am Rande, der Unsympathische, der, den man gleich wieder vergisst. Jesus nicht. Er findet ihn noch in der Menge und hoch auf dem Maulbeerfeigenbaum. Nicht nur die freundlichen Außenseiter beachtet er also, sondern auch die, die mit guten Gründen keiner mag. Und was redet er mit ihm? Er staucht ihn nicht zusammen, er versucht nicht, ihn zu bekehren, er schlägt ihm keinen Deal vor. Er setzt sich mit ihm an einen Tisch. „Ich muss heute dein Gast sein!“, sagt er. Es ist dringend. Mehr nicht.

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Und dann? Sie essen zusammen und dieser Fiesling kommt ganz von alleine auf die Idee, sich zu ändern. Geld, das er erpresst hat, verschenkt er jetzt freiwillig. Und mehr als großzügig. Man kann nur staunen, wie Aufmerksamkeit Menschen verwandelt. Bei Gott spielt jeder die Hauptrolle – und das verändert alles, sogar das eigene Herz.

Martina Kreidler-Kos, Ehe- und Familienpastoral