Tritt dafür ein
„Mein Sohn, bleibe bei dem, was du gelernt hast. Du weißt, von wem du es gelernt hast; denn du kennst von Kindheit an die heiligen Schriften, die dir Weisheit verleihen können, damit du durch den Glauben an Christus Jesus gerettet wirst. (…) Verkünde das Wort, tritt dafür ein, ob man es hören will oder nicht; weise zurecht, tadle, ermahne, in unermüdlicher und geduldiger Belehrung.“
2. Timotheus 3,14-15. 4,2 (Einheitsübersetzung)
Der Auszug stammt aus einem sehr persönlichen Brief des Apostels Paulus an Timotheus, den er „seinen geliebten Sohn“ nennt. Ein Brief, wie ihn auch heute ein Vater oder eine Mutter schreiben könnte, die Sohn oder Tochter in der Ferne ermutigen möchten. Autoren könnten auch die Großeltern sein, die ihre Kinder und Enkelkinder im Glauben erzogen haben. Paulus kennt die urkirchlichen „Stammbäume“ des Glaubens. So erinnert er Timotheus zu Beginn des Schreibens an dessen eigene religiöse Erziehung im Elternhaus: „Ich denke an deinen aufrichtigen Glauben, der schon in deiner Großmutter Lois und in deiner Mutter Eunike lebendig war, und der nun, wie ich weiß, auch in dir lebt.“
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Wenn die Weitergabe des Glaubens immer so einfach wäre. Aber das war sie auch damals nicht. „Halte dich fern von gottlosem Geschwätz“, mahnt Paulus den Timotheus. Paulus kennt die Gefährdungen. Er teilt auch die Gefühle derer, die schmerzlich die Abkehr ihrer Lieben von Kirche und Glauben erleben: „Du weißt“, schreibt er, „dass sich alle in der Provinz Asien von mir abgewandt haben, auch Phygelius und Hermogenes.“ Umso wertvoller ist die Ermutigung des Apostels an Timotheus, nicht klein beizugeben: „Verkünde das Wort, tritt dafür ein, ob man es hören will oder nicht.“
Warum also nicht zur Feder greifen? Dieser Paulusbrief kann auch ein Mutmacher sein für einen Brief oder eine Mail in heutiger Zeit und heutiger Sprache. In so einen Glaubensdialog lassen sich auch die mit einbeziehen, die „in der Ferne“ sind. Damit die gute Saat am Ende reife Früchte trägt. Denn reif sein bedeutet bekanntlich, „das Richtige zu tun, obwohl es die Eltern empfohlen haben“. (Paul Watzlawick)
Diakon Gerrit Schulte