Weihnachten feiern
In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. Dies geschah zum ersten Mal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat der Engel des Herrn zu ihnen und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Verherrlicht ist Gott in der Höhe und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.
Lukasevangelium 2, 1-14 (Einheitsübersetzung)
Noch vor einigen Tagen haben mich die Bilder des LKWs, der in den Berliner Weihnachtsmarkt gefahren ist, aus meiner vorweihnachtlichen Stimmung gerissen. Die Gedanken, wem meiner Lieben ich mit was eine Freude machen möchte, wichen blankem Entsetzen. Wie kann man Weihnachten, das Fest der Liebe, feiern, wenn Menschen einander so Grausames antun?
Am Morgen nach dem Anschlag gab es die ersten Reaktionen: Eine Frau sagte im Radio, sie würde ein Zeichen der Betroffenheit setzen und ihre gesamte Weihnachtsbeleuchtung ausschalten – und ich dachte sofort: Bitte nicht! Bitte nicht in diesen dunklen Stunden auch noch die letzten Lichter verlöschen lassen … Gerade in der Dunkelheit sehne ich mich nach Licht; in der Hilflosigkeit nach einer Orientierung; in der Kälte nach ein bisschen Wärme.
Die Weihnachtsgeschichte erzählt uns von Jesus, dem Kind in der Krippe; von Gott, der Mensch geworden ist. Sie verkündet ihn als Retter und spricht von Frieden auf der Erde …
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Das, was so leicht erzählt klingt, ist aber eine Aufgabe für die Menschen, die bis heute noch nicht erfüllt ist: Wir haben keinen Frieden auf der Welt! Und auch, wenn Jesus uns sehr konkret vorgelebt hat, was wir tun sollen und wonach wir handeln sollen, um das Reich Gottes, also die perfekte Welt, zu verwirklichen, schaffen wir es alleine nicht und warten darauf, dass der Messias wieder kommt, um zu vollenden, was wir nicht schaffen konnten …
Aber wir dürfen uns trotzdem nicht entmutigen lassen! Wir dürfen nicht aufgeben und uns nicht von noch so großen Rückschlägen abschrecken lassen. Wir sollten gerade in diesen schmerzlichen Tagen von Weihnachten erzählen, Weihnachten feiern, ja Weihnachten leben! Wir sollten in der Trostlosigkeit die Hoffnung hochhalten, auf das, was der Engel in der Weihnachtsgeschichte verspricht. Und versuchen, so gut wir können, an der Realisierung dieser Hoffnung mitzuarbeiten …
Das ist sehr viel verlangt, aber vielleicht auch einfacher als man denkt: Viele kennen diesen Gänsehautmoment, wenn am Heiligen Abend das Lied „Stille Nacht, Heilige Nacht“ erklingt und Harmonie und Frieden spürbar werden lässt … Dann ist Weihnachten …
Leben und handeln wir einfach so, dass dieses Gefühl auch im Alltag für uns und andere immer wieder spürbar ist …
Frohe Weihnachten!
Pastoralreferentin Eva Schumacher