Berührung, die Leben schafft

Bibelfenster zum 9. Juni

Einige Zeit später ging er in eine Stadt namens Naïn; seine Jünger und eine große Menschenmenge folgten ihm. Als er in die Nähe des Stadttors kam, trug man gerade einen Toten heraus. Es war der einzige Sohn seiner Mutter, einer Witwe. Und viele Leute aus der Stadt begleiteten sie. Als der Herr die Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr und sagte zu ihr: Weine nicht! Dann ging er zu der Bahre hin und fasste sie an. Die Träger blieben stehen und er sagte: Ich befehle dir, junger Mann: Steh auf! Da richtete sich der Tote auf und begann zu sprechen und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück. Alle wurden von Furcht ergriffen; sie priesen Gott und sagten: Ein großer Prophet ist unter uns aufgetreten: Gott hat sich seines Volkes angenommen. Und die Kunde davon verbreitete sich überall in Judäa und im ganzen Gebiet ringsum.
Lukasevangelium 7,11-17, Einheitsübersetzung

 

Jesus ist auf dem Weg in die Stadt, der Trauerzug kommt aus der Stadt. Und sie begegnen einander am Stadttor.  Aufbruch und Leben begegnen dem Abbruch und dem Tod – und der Trauer.
Jesus lässt sich von dem Leid und der Verzweiflung einer Frau, die er bisher nicht kannte, bewegen, Anteil zu nehmen. Jesus geht nicht einfach vorüber. Seine Anteilnahme bindet ihn in die Situation ein und berührt den Toten. Diese Berührung schafft Leben. Dieses Verhalten kann man als aufrichtiges Bei-Leid bezeichnen!

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Das ist die Erfahrung, aus dem das Evangelium geschrieben ist: dass Menschen, die von Jesus berührt werden, zum Leben kommen! Von Jesus springt das Leben über, weil in ihm Gott die Menschen anrührt.
Das Tote bleibt nicht, was es war, wo Menschen einander in den Blick nehmen, wo sie sich berühren lassen und die Berührung nicht scheuen, wo sie (Mit-)Verantwortung lernen auch für das nicht unmittelbar Nahe. Und mag es nur ein ehrliches und aus dem Herzen gesagtes  „Mein Beileid!“ sein, dieses „Bei-Leid“ stärkt den Menschen und gibt ihm Kraft für den nächsten Schritt.

P. Franz Richardt