Liebe verschenken
Bibelfenster zum 15. Mai 2016
In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und betete: Aber ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben. Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast; denn sie sollen eins sein, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und die Meinen ebenso geliebt hast wie mich. Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich schon geliebt hast vor der Erschaffung der Welt. Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber habe dich erkannt und sie haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Ich habe ihnen deinen Namen bekannt gemacht und werde ihn bekannt machen, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und damit ich in ihnen bin.
Einheitsübersetzung, Johannes 17,20-26
Ich schlage die Texte für diesen Sonntag auf und denke: Wieso kommen die mir so bekannt vor? Ach ja, dazu habe ich mit Teilnehmerinnen einer Fortbildung für Familienmesskreise gearbeitet. Arbeitsauftrag: Aus der Beschäftigung mit einem Bibeltext mit eigenen Worten die „frohe Botschaft“ für eine Familienmesse formulieren und entlang dieser dann die Messe gestalten. Praxisbeispiel: Familienmesse zu Muttertag, die sowieso vor Ort ansteht. Schon beim Heraussuchen der biblischen Lesungen des entsprechenden Sonntags habe ich gedacht, dass ich keinen der biblischen Texte von mir aus für eine Familienmesse auswählen würde. Dennoch haben sich die Frauen an das Evangelium gewagt, ganz realitätsnah: Wir arbeiten mit dem, was uns gegeben ist.
Mit einer einfachen Form des Bibelteilens haben wir unterschiedlich auf den Text gehört: gelesen mit verschiedenen Stimmen; gelesen mit einer Stimme; fokussiert auf Worte, Verse, Satzteile, die einzelne angesprochen haben; miteinander teilend, was die je einzelne in der Begegnung mit diesem Stück Evangelium berührt oder irritiert oder, was dadurch in ihr wach, in Erinnerung gerufen wird. Gemeinsam haben wir auf diesem Stück Schwarzbrot biblischer Botschaft herumgekaut, bis wir es verdauen und den Nährwert für uns heute herausfiltern konnten.
Das Bibelfenster
Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.
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Das schon war eine tolle Erfahrung: Bibel wird lebendig, bekommt Lebensnähe, wenn man gemeinsam auf Entdeckungsreise geht und jede*r das Ihre/Seine dazu tut, dabei mit unterwegs eine kräftige Prise Heilige Geistkraft!
Und eine gemeinsame Botschaft für eine Familienmesse an diesem Sonntag, an dem wir auch Muttertag feiern, haben wir auch gefunden: Weil du mich liebst, kann ich Liebe verschenken. Wie wir darauf kommen? Für uns verdichtet sich in diesem Satz, worum Jesus bittet bzw. was er im Gebet ins Wort bringt: seine enge Verbundenheit mit Gott-Vater und mit den Seinen – seinen Jüngerinnen und Jüngern und allen, die an ihn glauben. Diese Beziehung zieht Kreise und schafft neue Verbindungen und eine Verbundenheit, die das Leben stärkt. Wovon das Herz voll ist, davon fließt der Mund über, sagen wir auch.
Aus welcher Verbundenheit wächst Ihnen Kraft zu, welche Beziehung lässt Sie strahlen? Und wie wirkt sich das auf Ihr Umfeld aus? Es muss ja nicht immer der beredte Mund sein, manchmal sagt ein Zeichen, eine Geste mehr als 1000 Worte, – und das nicht nur unter Eltern und Kindern …
Inga Schmitt, Pastoralreferentin