Die Netze auswerfen

Bibelfenster zum 12. Mai 2011:

Danach offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal. Es war am See von Tiberias und er offenbarte sich in folgender Weise.Simon Petrus, Thomas, genannt Didymus (Zwilling), Natanaël aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen. Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts. Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihnen: Meine Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus und ihr werdet etwas fangen. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es. Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er sich das Obergewand um, weil er nackt war, und sprang in den See. Dann kamen die anderen Jünger mit dem Boot – sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt, nur etwa zweihundert Ellen – und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her. Als sie an Land gingen, sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot. Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt. Da ging Simon Petrus und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht. Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst! Keiner von den Jüngern wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch. Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war.

Einheitsübersetzung, Johannes 21, 1-14

Fischer gehen ihrem „Job“ nach und arbeiten: vergeblich! Das Ergebnis einer ganzen Nacht sind leere Netze. Eine Erfahrung, die auch ich heute manchmal mache: dann kann ich mich anstrengen und bemühen wie ich will: der Erfolg bleibt aus! Stattdessen Enttäuschung, Resignation, Leerlauf – leere Netze eben.

Was, wenn ich einer dieser Fischer wäre? Würde ich die Netze erneut auswerfen? Würde ich das völlig Unsinnige tun und tagsüber fischen, obwohl ich weiß, dass Fische sich bei anbrechendem Tageslicht wieder in das Dunkel der Tiefe zurückziehen? Oder hätte ich Sprüche parat wie „Das hat doch keinen Sinn!“ oder „Was soll denn schon passieren?“.

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Da stellt Jesus die entscheidende Frage: „Habt ihr nicht etwas zu essen?“ Oder etwas freier übersetzt: „Habt ihr etwas, von dem ihr leben könnt, das euch am Leben hält?“ Die Jünger stehen mit leeren Händen und leeren Herzen da. Aber sie lassen sich auf den Auftrag Jesu ein und gehen erneut fischen. Und siehe da: Das Netz ist so gut gefüllt, dass es zu reißen droht.

Eine zutiefst österliche Erzählung: Der Sinn des Lebens bemisst sich nicht an Erfolg oder Misserfolg unserer Bemühungen. Leben ist Leben dadurch, dass ich immer wieder mein Netz auswerfe und mit Aufbrüchen, Kräften und neuen Erfahrungen rechne, die mir von Gott geschenkt werden.

Christian Adolf