Bibelgarten Werlte
Es ist eine kleine Oase: Wasser plätschert im Teich, schlägt kleine Wellen, eine sanfte Brise geht durch die Bäume, die Palmwedel rascheln, ein Hauch von Rose weht hinüber in die kleine Laube. Es ist geradezu – paradiesisch. „Ja, ein Paradies gibt es hier auch“, sagt Maria Strickerschmidt und deutet in die Ecke rechts von ihr, in den Schöpfungsgarten. Der Bibelgarten in Werlte ist für sie ein zweites Zuhause geworden. Sie bietet Führungen für Gruppen an, betreut die jährliche Ferienspaßaktion, gießt mit ihrem Mann in den Sommermonaten zweimal täglich die Pflanzen und manchmal schaut sie auch einfach so vorbei. „Dann setze ich mich abends in die Laube, lese ein Buch und entspanne“, sagt Strickerschmidt.
Auf einer Fläche von rund 1000 Quadratmetern ist mitten in Werlte vor zehn Jahren der Bibelgarten entstanden. Er teilt sich in fünf Bereiche: der paradiesische Schöpfungsgarten, die Wüste, der Ackergarten, das verheißene Land und in der Mitte der Garten der Begegnung. Zu sehen sind an die 100 verschiedene Pflanzen, die in der Bibel vorkommen oder zumindest eine christliche Anlehnung im Namen haben, wie die Pfingstrose, die Kapuzinerkresse oder die Mariendistel.
Blumenpracht und leckere Pflanzen
Gerade im Schöpfungsgarten sieht der Besucher aber einfach die Blumenpracht: Weiße und gelbe Blumen, hohe Büsche, sattes Grün und einer darf natürlich nicht fehlen: „Die Besucher fragen sofort nach dem Apfelbaum, auch wenn er in der Bibel gar nicht genannt wird“, sagt Strickerschmidt. Passend zur Geschichte über Adam und Eva schlängelt sich eine Schlange den schmalen Stamm entlang – natürlich aus Plastik und ganz ungefährlich.
Weitere Infos
Weiter führt der Weg in die Wüste, eine Erinnerung an die 40 Jahre dauernde Wanderung des Volkes Israel. Die Blumenpracht ist zurückgelassen, Kieselsteine bedecken die gesamte Fläche. Mit größeren Steinen ist ein Labyrinth gelegt worden. Es symbolisiert die Suche nach Gott und den eigenen, manchmal verwinkelten Lebensweg. Schon im Mittelalter diente diese Form als Meditiation und Einkehrübung.
In der Wüste können vor allem Kindergruppen ganz praktisch arbeiten: Zwischen zwei Steinen wird Mehl gemahlen und an der Feuerstelle kann Brot gebacken werden. Sowieso geht es um ein praktisches Erleben der Bibel, um einen neuen Zugang zu den biblischen Texten. Viele der Pflanzen sind bekannt und doch wundert man sich, was denn Porree, Zwiebeln und Gerste in einem Bibelgarten zu suchen haben. „Knoblauch, Lauch und Zwiebeln stehen für das reichhaltige Essen in Ägypten, an das sich die Israeliten in der Wüste erinnern“, erklärt Strickerschmidt. Im Ackergarten kann man diese Pflanzen entdecken, ebenso wie Aloe Vera, Wein, Rizinus und Leinsamen.
In der hinteren Ecke des Gartens liegt das verheißene Land. Hier ist der Teich, plätschert das Wasser, weht ein angenehm kühler Wind – wenn Jens Niermann, Vorsitzender des Bibelgarten-Vereins, eine Besonderheit zeigt: Ein Sprenger schleudert kleinste Wassertropfen in die Luft und bei Sonnenschein ist das Ergebnis ein Regenbogen.
Einfach nur genießen
Die vier Gartenbereiche sind durch den Garten der Begegnung verbunden. Der kreisförmige Platz bietet Sitzgelegenheit, regelmäßig werden im Sommer Andachten gefeiert und noch etwas gilt es zu entdecken: Stellt sich der Besucher in die Mitte des Kreises und spricht, so hört er seine eigene Stimme, wie ein Echo im eigenen Kopf. Für andere Besucher, die nur wenige Meter entfernt stehen, hört sich alles normal an. „Es ist ein absoluter Zufall“, sagt Niermann. „Das haben wir nicht geplant. Verschiedene Leute haben schon Messungen durchgeführt. Woher das Phänomen kommt, haben sie aber nicht herausgefunden.“
Öffnungszeiten
Der Bibelgarten ist im Sommer täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Führungen kosten bis 10 Personen 30 Euro, ab 10 Personen drei Euro pro Person, eine Anmeldung ist dafür nötig (Telefon: 05951 20157). Man kann den Garten auch mit dem Smartphone erkunden: QR-Codes auf den Informationstafeln zeigen Bibelstellen und weitere Info-Texte. Die Adresse des Gartens lautet: Poststraße 9, 49757 Werlte.
Von Anfang an war Maria Strickerschmidt beim Projekt „Bibelgarten“ dabei, Niermann ist kurze Zeit später dazugestoßen. Die Idee zum Garten hat sich im Jahr 2000 im Bibelkreis der St.-Sixtus-Gemeinde in Werlte entwickelt. „Die Gruppe traf sich regelmäßig im Pfarrhaus und blickte von dort auf das brachliegende Grundstück“, sagt Strickerschmidt. Im Rahmen der Lokalagenda 21 und mit dem Preisgeld der Aktion „Pro Schöpfung“, die das Bistum im Jahr 2000 ausrief, konnten sie das Projekt in Angriff nehmen. Heute helfen rund 40 Leute als Gartenführer, bei der Pflege und bei anfallenden Arbeiten mit. Und davon gibt es jede Menge – das ganze Jahr über: „Die Führungen für große Gruppen bedeuten viel Organisation und zum ersten Frost müssen die nicht winterfesten Pflanzen ausgepflanzt werden“, sagt Niermann. Die rund 40 Sträucher und Palmen beziehen dann in örtlichen Autohäusern ihr Winterquartier.
In den Wintermonaten wird außerdem gebastelt: Kleine Lesezeichen, Sprüche, Postkarten. Jeder Besucher darf sich ein Andenken an den Bibelgarten mitnehmen. Und von den Mitbringseln werden eine Menge gebraucht: Die Gruppen reisen für eine Führung aus Aurich, Krefeld, Bremen oder Gronau an. Viele Schulklassen, Kommunionkinder und Firmlinge besuchen den Garten. Auch Familientreffen hat Strickerschmidt schon erlebt. Manche kommen auch einfach nur so – erleben den Garten, essen ein Eis, setzen sich in die Laube und machen es wie Maria Strickerschmidt: Einfach nur genießen.