Termin unbedingt einhalten

Bibelfenster zum 5. November 2010:

Jesus kam nach Jericho und zog durch die Stadt. Und sieh doch: Dort lebte ein Mann, der Zachäus hieß. Er war der oberste Zolleinnehmer und sehr reich. Er wollte unbedingt sehen, wer dieser Jesus war. Aber er konnte nicht, denn er war sehr klein und die Volksmenge versperrte ihm die Sicht. Deshalb lief er voraus und kletterte auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus sehen zu können – denn dort musste er vorbeikommen. Als Jesus an die Stelle kam, blickte er hoch und sagte zu ihm: „Zachäus, steig schnell herab. Ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein.“ Der stieg sofort vom Baum herab. Voller Freude nahm er Jesus auf. Als die Leute das sahen, ärgerten sie sich und sagten zueinander. Er ist bei einem Mann eingekehrt, der voller Schuld ist. (….). (Jesus:) Der Menschensohn ist gekommen, um die Verlorenen zu suchen und zu retten.

Basisbibel, Lk 19, 1-8.10

 

Ich kann nicht warten. Schon gar nicht bei Behörden. Ziehe ich bei der Abreißstation die Nummer 111 und leuchtet dann an der Anzeigentafel die Nummer 79 auf, dann habe ich plötzlich dringend etwas anderes zu tun und gehe.
Trotzdem habe ich mit Geduld und spannender Vorfreude fünf Stunden mit vielen anderen Menschen, meist stehend, auf eine kleine Nonne aus Indien gewartet – die dann nur drei Sätze sprach und doch nicht enttäuschte. Das Geheimnis meiner ungewöhnlichen Geduld: Ich wollte unbedingt Mutter Theresa sehen.
Wenn wir unbedingt etwas wollen, gelingt es uns, über den eigenen Schatten zu springen; dann sind wir nicht zu bremsen, setzten alle Hebel in Bewegung und räumen alle Hindernisse aus dem Weg.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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In der Geschichte des Evangeliums will der Zolleintreiber Zachäus unbedingt Jesus sehen. Dafür muss er sich größer machen als er ist: Kein Problem – er besteigt einen Baum. Und Jesus will unbedingt (er „muss“) an der Stelle vorbeikommen, an der Zachäus nach ihm Ausschau hält. Dafür muss er sich kleiner machen als er ist und zu Zachäus aufschauen. Verkehrte Größenverhältnisse. Das denken auch die Zuschauer und protestieren als Jesus darüber hinaus Zachäus besuchen will: Geht gar nicht diese Begegnung zwischen Gottesmann und Sünder. Doch, sagt Jesus, gerade darum geht es doch: Unbedingt will ich bei denen sein, die sich, warum auch immer, verloren und aufgegeben fühlen.
Momente der Verlorenheit kennen wir alle. An solchen Tagen möchte ich dieser Zusage Glauben schenken und in meinen Terminkalender schreiben können: Gott will kommen. Termin unbedingt einhalten.

Ina Eggemann