Bitte die Affen nicht füttern!

Schild: Please do not feed the monkeys
Bild: Andrea Schwarz

In meiner Zeit in Südafrika hab ich immer wieder mal Schilder gesehen: „Don’t feed the monkeys!“ – „Die Affen bitte nicht füttern!“. Ja, die Affen sind dort auch zur Plage geworden. Ungeniert klettern sie Hausfassaden hoch – und wenn ein Fenster offen steht, dann sind sie im Zimmer drin – und klauen Schokolade und Obst und all das, was ihnen interessant zu sein scheint. Und hinterlassen Unordnung, Schmutz – und manchmal auch Flöhe. Und klar – wenn man Affen auch noch füttert, dann kommen sie erst recht und man wird sie gar nicht mehr los.

Über die Autorin

Andrea Schwarz ist Schriftstellerin und pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück. Sie ist eine genaue und sensible Beobachterin ihrer Umwelt und der Menschen, denen sie begegnet. In ihren Texten versucht sie, Gott mitten im Alltag zu entdecken und Lust aufs Leben zu machen – nun erstmals auch in Form von Blogbeiträgen!

Mich hat das an eine Idee aus dem Wirtschaftsbereich erinnert. Eine Theorie beschreibt zu erledigende Aufgaben als „Affen“ – und die sitzen uns gelegentlich im Nacken. Man muss etwas tun, etwas erledigen und das kann manchmal auch Druck machen. Manche Menschen schaffen es aber hervorragend, ihre eigenen Affen anderen zu geben – „Könntest du nicht vielleicht …?“ – „Ich schaff das nicht alleine …“ – „Du kannst das so wunderschön!“.

Bevor ich falsch verstanden werde – ich finde es gut, wenn Menschen in der Lage sind, um etwas zu bitten, was sie alleine nicht schaffen. Und wenn es dann Menschen gibt, die ihnen dabei helfen. Aber manchmal geben Menschen ihre eigenen Affen an andere weiter, weil sie einfach zu bequem sind, selbst etwas zu tun. Dann lassen sie das zu Erledigende andere tun – und die mühen sich dann, während sie selbst in aller Ruhe zuschauen.

Und da wir Menschen manchmal sehr gutmütig sind und anderen durchaus helfen wollen, lassen wir es gelegentlich zu, dass die Affen anderer Menschen in unser Genick springen, uns dann im Nacken sitzen, gefüttert und versorgt werden wollen – und wundern uns, warum wir gar nicht mehr zu Ruhe kommen …

„Bitte die Affen nicht füttern!“ – ja, ich bin zuständig für meine Affen – aber ich brauche nicht auch noch die Affen anderer durchfüttern. Und – einmal aufmerksam geworden für diese Idee – sieht man gelegentlich in Konferenzen und Arbeitsgruppen oder auch in einer Familie die Affen regelrecht hin und her springen! „Das fällt nicht in meine Zuständigkeit …!“ – „Dafür bin ich nicht ausgebildet …“ – „Das kannst du viel besser!“

Seitdem ist mir die Frage wichtig geworden: Wem gehört eigentlich dieser Affe? Und wenn ich das klar habe, dann kann ich mich in der Regel viel besser entscheiden, was ich jetzt tue.

P.S. Wen die Theorie dazu interessiert: „Der Minuten-Manager und der Klammeraffe“ von Kenneth Blanchard, William Oncken Jr., Hal Burrows, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg, 11. Auflage 2012

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