Blick nach vorn

Kreuz im Sonnenaufgang
Bild: unsplash.com, Hugo Fergusson

Die kommenden Kar- und Ostertage sind wahrlich kein Aprilscherz. Sie haben gerade in dieser Zeit andauernder Pandemie einen besonderen Ernst und eine erfahrbare Realität. Deshalb ist es gut, dass wir – anders als im letzten Jahr – die Gottesdienste öffentlich feiern können unter seit Monaten bewährten Hygienebedingungen.

Gut sind auch die anderen Möglichkeiten, Gottesdienste (mit-)zufeiern per Livestream oder in den Gottesdienstübertragungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und Fernsehens. Außerdem gibt es viele kreative Ideen, zu Hause oder draußen neue Gottesdienstformen zu gestalten, in denen die Botschaft dieser Tage gefeiert wird: die Hoffnung über den Tod hinaus.

Dabei brauchen wir nicht wegzuschauen von der Not und dem Leid um die Millionen von Corona-Toten auf der Welt, um die über 75 000 in unserem Land, brauchen nicht wegzuschauen von den Ängsten und Unsicherheiten der Menschen vor der steigenden Zahl der Infizierten. Wir dürfen es auch nicht, wenn wir die Welt mit den Augen Gottes anschauen wollen, der selbst alles Leid am Kreuz durchlitten hat.

Über den Autor

Franz-Josef Bode ist unser Bischof und Vorsitzender der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Seit 2010, damals als erster deutscher Bischof, schreibt Bode in unserem Bistumsblog über Begegnungen und Gedanken aus seinem bischöflichen Alltag.

Einsamkeit, Verrat und Verleugnung durchziehen die Nacht des Gründonnerstags nach der tiefen Gemeinschaft des Abendmahls. Dann der lange Leidensweg bis zur Kreuzigung am Karfreitag, worin sich alle Kreuz-Wege widerspiegeln, die Menschen zu gehen haben – bis zum letzten Schrei Jesu: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Und dann die Zeit des langen Schweigens am Karsamstag bis zum ersten Ruf zur Entzündung des Osterfeuers als Zeichen der Auferstehung, als Zeichen neuer Hoffnung für alle.

Wegen der Ausgangssperren werden wir die volle Dunkelheit und die Kraft des Lichts nicht ganz erfahren. Ja selbst das Halleluja dürfen wir nicht gemeinsam singen. Dennoch ist die Osterhoffnung nicht zu zerstören; Hoffnung auf neues Leben, Hoffnung auf ein ,Danach‘ nach allen Leiden; Hoffnung auf alte und völlig neue Weisen der Zuwendung, des Beistandes und des gemeinsamen Lebens. Vielleicht sind die Kirchenglocken dabei besondere Botschafterinnen für das Leben.

Ja, es stimmt: So manche halten diese Botschaft inmitten ihrer eigenen Erfahrungen in Kirche und Gesellschaft doch für einen Aprilscherz und können der tiefen Wahrheit dieser Tage nur wenig oder nichts abgewinnen. Aber auch sie sehnen sich nach Licht und neuem Anfang und suchen sie auf sehr verschiedene Weise. Alle Menschen sind letztlich verbunden in dem Blick nach vorn voller Hoffnung trotz der bedrückenden Erfahrungen.

Sonst würde sich nicht auch in dieser Zeit guter Humor ausbreiten. Schon immer gab es dafür das Osterlachen, der Scherz zum Osterfest, meistens ein Scherz im April. Ein wunderbares Bild fällt mir ein: der große, weggewälzte schwere Stein vor dem leeren Grab Jesu mit der Unterschrift: Mit der Ausgangssperre hat es noch nie so richtig geklappt. Darum und trotz allem: Frohe und gesegnete Ostern!

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