Das Geschenk des Lebens

Jesus sprach: „Haltet euch bereit und sorgt dafür, dass eure Öllampen brennen! Seid wie Leute, die darauf warten, dass ihr Herr von einem Hochzeitsfest zurückkehrt. Wenn er dann kommt und anklopft, können sie ihm sofort aufmachen. Glückselig sind die Diener, die der Herr wach vorfindet, wenn er nach Hause kommt! Amen, das sage ich euch: Er wird sich eine Schürze umbinden und sie zu Tisch bitten. Dann wird er hinzutreten und sie bewirten. Aber vielleicht kommt der Herr erst in der zweiten oder dritten Nachtwache. Wenn er dann seine Diener wach vorfindet, gilt erst recht: Glückselig sind sie! Macht euch bewusst: Wenn der Hausherr wüsste, zu welcher Stunde der Dieb kommt – er würde es nicht zulassen, dass in sein Haus eingebrochen wird. Und auch ihr sollt jederzeit bereit sein. Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr ihn nicht erwartet.“
Lukas 12,35-40 (BasisBibel)
Welch eine schöne Vorstellung: Am Ende der Zeit, am Ende meiner Tage, erwartet mich ein Gastmahl, bei dem mich Jesus Christus selbst bewirten wird. Dieses Bild des Festmahls als Beschreibung für die Ewigkeit mag ich sehr. Solche Bilder sind mir Trost und Antrieb in meiner bzw. unserer Realität, an der ich hin und wieder zu verzweifeln drohe.
Der Aufruf zur Wachsamkeit erinnert mich daran, die Augen offen zu halten für die oftmals kleinen Zeichen der Gegenwart Gottes in meinem Leben, in unserer Zeit. Ich habe daraus ein Ritual gemacht: Wenn ich abends im Bett liege, schaue ich zurück auf meinen Tag. Diesen Rückblick beginne ich mit dem Beten des Palms 23, den ich auswendig gelernt habe und ein wenig individuell anpasse: „Ein Psalm Davids und Ingas. Gott ist meine Hirtin. Nichts wird mir fehlen. …“ Ich reihe mich ein in die jahrtausendelange Tradition aller jüdischen und christlichen Beter*innen und nehme den Psalm zugleich persönlich. [Versuchen Sie doch einmal mit Ihrem Namen und spüren dem nach, wie sich der Klang des Psalms verändert: Psalm 23 | Einheitsübersetzung.]
Im Beten des Psalms ummantle ich mich mit Gott und lasse mir Stärkung schenken. Nein, ich spüre das nicht jeden Abend gleich gut. Manchmal habe ich auch den Eindruck, mit mir selbst zu sprechen. Dennoch merke ich, dass es mir guttut, diesen Psalm zu beten.
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Daran schließe ich immer meinen Dank an für das Schöne und Gute, das mir der Tag gebracht hat. An manchen Tagen scheint die Liste nicht enden zu wollen, an anderen Tagen, den verkorksten, muss ich suchen. Mindestens drei Dankmotive sind mein Ziel. Sonnenschein oder Regen, eine Tasse Tee in Ruhe, das Lächeln einer Kollegin oder eine erledigte Aufgabe sitzen eigentlich immer drin. Ich habe festgestellt, dass mich dieses Ritual vor dem Einschlafen verändert. Ich bin wacher geworden für Dankenswertes, für Schönes und Positives, das mir tagtäglich begegnet. Anders formuliert: für Gottes Gegenwart. Und auch dafür, dass ich dazu beitragen kann, dass andere am Ende ihres Tages danken können, dass ich ein Teil des Reiches Gottes bin, das Gott bereits in unserer Gegenwart entstehen und wachsen lässt.
Der Aufruf zur Wachsamkeit erinnert mich zudem daran, dass die Zeit zu leben und zu handeln immer die Gegenwart ist. Die Vergangenheit kann ich nicht ändern, die Zukunft kenne ich nicht. Keine*r von uns weiß (in der Regel), wie viel Zeit uns bleibt. Nicht, dass ich überaus gut darin wäre, gegenwärtig zu leben. Am Ende manches Tages danke ich für Zeit, die ich verschwenden konnte. Ich denke allerdings auch darüber nach, was ich jetzt leben oder nicht länger aufschieben sollte.
Ich freue mich auf Gottes Ewigkeit und bin dankbar für das Geschenk des Lebens – mit all seinen Herausforderungen. Gott sei Dank für die Gemeinschaft der Glaubenden und alle Zuversichtlichen!
Inga Schmitt