Das Leben hat das letzte Wort
Wenn sich dieses Verwesliche mit Unverweslichkeit bekleidet und dieses Sterbliche mit Unsterblichkeit, dann erfüllt sich das Wort der Schrift: Verschlungen ist der Tod vom Sieg. Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel? Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft der Sünde ist das Gesetz. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg geschenkt hat durch unseren Herrn Jesus Christus. Daher, meine geliebten Brüder und Schwestern, seid standhaft und unerschütterlich, seid stets voll Eifer im Werk des Herrn und denkt daran, dass im Herrn eure Mühe nicht vergeblich ist!
1 Korinther 15,54-58
Hohn und Spott kennen wir in diesen Tagen von den Karnevalssitzungen aus den Karnevalshochburgen, in anderen Jahren auch auf kreative Weise auf den Karnevalswagen. Politiker aus aller Welt und gesellschaftliche Themen werden „auf die Schippe“ genommen.
Karnevalesk verspottet Paulus im Bibeltext oben sogar den Tod. „Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“ so fragt Paulus triumphierend. Nach der Auferstehung Jesu macht Paulus sich über den zahnlosen Tiger Tod lustig. Wider allen Menschenverstand, wider allen Gesetzmäßigkeiten ist mit der Auferstehung der Tod nicht die Niederlage des Lebens, sondern der Anfang neuen Lebens. Das Leben hat den längeren Atem und geht als Sieger vom Platz; nur noch Hohn und Spott für den Tod.
„Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“ – Mir gefällt, wie Paulus den Tod verspottet. Der Spott ist so richtig. Und gleichzeitig ist er auch so falsch.
Richtig ist er, weil er die christliche Auferstehungshoffnung ausdrückt. Das Leben ist stärker als der Tod. Ich glaube fest an diese Auferstehung, auch wenn ich mir keine Vorstellung davon machen kann, wie das „Wiedersehen“ mit meinen Lieben am Ende meiner oder unserer Tage aussehen wird.
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Und falsch ist der Spott, weil der Tod natürlich trotzdem seinen Stachel, seinen Schmerz hat – trotz aller Auferstehungshoffnung. Tod, Schmerz und Trauer werden durch die Auferstehung nicht weg geredet, auch nicht weggewischt oder verneint, sondern Auferstehung geschieht im Schmerz, in der Trauer, im Tod. Mit der Auferstehung ist die Trauer der Freundinnen und Freunde Jesu nicht einfach vorbei. Die Auferstehung vereint die existentiellen Gegensätze von Tod und Leben, von Angst und Zuversicht, von Leid und Erlösung. Es gilt, den Schmerz und die Sinnlosigkeit auszuhalten und nicht mit einem schnellen Verweis auf ein ewiges Leben zu vertrösten. Auferstehung heißt nicht „Leben statt Tod“, sondern: Klage und Erinnerung, Trauer und Dankbarkeit, Verzweiflung und Hoffnung, Tod und Leben.
Gott sei Dank, hat das Leben dabei das letzte Wort.
Bernd Overhoff