Das lebendige Brot
Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. So aber ist es mit dem Brot, das vom Himmel herabkommt: Wenn jemand davon isst, wird er nicht sterben. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt.
Johannes 6, 48-51
Laut dem Evangelisten Johannes sagt Jesus, er sei das „lebendige Brot“, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer es isst, dem ist das ewige Leben versprochen. Und wer es nicht isst? Oder nicht regelmäßig? Was genau ist mit dem lebendigen Brot gemeint? Die Kommunion? Der Leib Christi?
Wenn er das damit meinte, wie ist es dann mit dem ewigen Leben für die Christen, die gar nicht mehr regelmäßig das „lebendige Brot“ essen? Und woran liegt es, dass der Wunsch danach auch gar nicht mehr so ausgeprägt zu sein scheint?
Die Eucharistie ist eines der sieben Sakramente der katholischen Kirche bzw. sogar das zentrale Sakrament. Das 2. Vatikanische Konzil hat sie als „Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“ (Lumen gentium) bezeichnet. Aber ich ahne, dass das für viele Gläubige nicht mehr so ist.
Ich erlebe viele Menschen, die gläubig sind und auch Gottesdienste besuchen, aber wenn es ein Wortgottesdienst ist, fehlt ihnen die Kommunion nicht wirklich.
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Wenn ich im Gottesdienst die Kommunion empfange, ist das ein großes Geschenk für mich. Näher kann ich meinem Gott gar nicht kommen. Das ist ein sehr dichter und wertvoller Moment, ein „Eins zu Eins-Moment“. Gott kommt zu mir, ganz leibhaftig im Brot, für mich wirklich spürbar und ich darf zu ihm kommen, mit allem, was mich bewegt und besorgt – so, wie ich bin. Aber ich glaube, dieses Empfinden dabei ist vielen verloren gegangen.
Eine Vermutung, die ich habe, warum die Wertstellung des Leib Christi vielleicht in den Gedanken der Menschen gemindert ist, ist, dass die Sprache, die gerade in dem Teil der Eucharistiefeier, im Hochgebet etc. verwendet wird, sehr alt und eben gar nicht die Sprache der Menschen von heute ist: Es wirkt teilweise wie eine Fremdsprache, war ja auch ursprünglich Latein, was aber bekanntermaßen als „tote Sprache“ gilt. Wenn ich „lebendiges Brot“ in gefühlt „tote oder fremde Sprache“ verpacke, kann das schon schwierig werden.
Außerdem wird dann im Hochgebet viel mehr über die Kirche und Heiligen gesprochen als über mich und meine Gottesbeziehung. Aber was sollen wir tun? Die liturgischen Texte werden nicht so schnell geändert. Es gibt tatsächlich auch alternative Hochgebete, aber die kommen auch nicht immer vor.
Ich glaube, wer seine Einstellung und seine Gefühle zum Leib Christi nochmal neu erleben möchte, muss sich selbst ein bisschen auf die Suche machen. Sich vielleicht in der Messe vorm Empfang der Kommunion fragen: Welche Bedeutung hat mein Glaube für mein Leben? Welche hat Gott, hat Jesus Christus für meinen Glauben? Was bedeutet für mich „Brot des Lebens“ und was erhoffe ich mir dadurch?
Was empfinde ich bei dem Gedanken, dass mir dieser Gott gleich ganz nahekommt, mir begegnen will, auf eine Weise, die ich im wahrsten Sinn des Wortes (be)greifen kann? Was möchte ich selbst mit in diese Begegnung hinein geben? Vielleicht etwas, das mich freut, wofür ich dankbar bin oder was mich bewegt und belastet, von dem ich mir wünsche, dass Gott es ein wenig mitträgt?
Ich finde, es ist sinnvoll, sich mit diesem Geschenk von Gott zu beschäftigen, damit man wieder erkennen kann, wie wertvoll es ist. Aber das muss letztlich jede und jeder für sich wissen.
Weitere Infos
Herzliche Einladung zur Stadtmesse am 18. August 2024, um 18 Uhr, in St. Bonifatius Lingen. Im Gottesdienst soll es genau um dieses Thema gehen: die sonntägliche Eucharistie und die (persönliche) Bedeutung des Empfangs der Kommunion.
Und ich glaube fest daran, dass auch die Christ*innen, die nicht regelmäßig die Kommunion empfangen, ewiges Leben haben. Außerdem hat Jesus weder was von Häufigkeit gesagt, noch wissen wir sicher, ob er wirklich mit der Metapher vom „Lebendigen Brot“ das gemeint hat, was wir heute als Kommunion kennen.
Eva Schumacher