Dennoch

Blume im Asphalt
Bild: AdobeStock.com, ipopba

„Should I Stay or Should I Go?“ In den Achtzigern war das ein Hit der Punkrock Band „The Clash“ – heute ist es eine der drängendsten Fragen für viele christliche Menschen: Bleibe ich in meiner Kirche oder sollte ich nicht doch besser gehen?

Viele haben es längst entschieden und sind schon weg. Andere zerbrechen sich weiter Kopf und Herz darüber. Gründe fürs Gehen gibt’s genug: Missbrauchsfälle, Vertuschungsmanöver, mangelnde Reformbereitschaft, Behäbigkeit – die Liste ließe sich verlängern. Gibt es auch Gründe fürs Bleiben? Mir kommt ein kleines unscheinbares Wort zu Hilfe: „dennoch“. Kein trotziges Trotzdem, sondern ein hoffnungsvolles, nervenstarkes und vertrauendes Dennoch. Die Idee stammt nicht von mir, sondern von einem klugen Theologen unserer Zeit. Eine „dennoch-Spiritualität“ könnte heißen: Die heilsamen Quellen nicht verloren geben, sondern weiter und innovativ zu erschließen. Die tüchtigen, integren und engagierten Mit-Kirchenangehörigen nicht gering zu schätzen, sondern zu stärken. Die guten Erfahrungen nicht klein zu reden, sondern zu vermehren. Die schwierigen Verhältnisse nicht schön zu reden, sondern zu verändern.

Über die Autorin

Martina Kreidler-Kos ist Leiterin des Osnabrücker Seelsorgeamts. Ihr liegen die großen Fragen der Kirche am Herzen – aber auch die kleinen, alltäglichen und nur scheinbar nebensächlichen Dinge.

Ich möchte eine „Dennoch-Christin“ sein. Eine, die nicht ausblendet, was alles angepackt werden muss, aber ihre Kirche (in meinem Fall die katholische) nicht einfach Machteliten, Unglückspropheten oder Schwarzseherinnen überlässt. Der Schatz, den wir anvertraut bekommen haben, ist einfach zu kostbar: Das Evangelium von der Liebe Gottes, die allen gilt und allen Gutes will.

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