Der fürsorgliche Geist
Schwestern und Brüder! Der Geist nimmt sich unserer Schwachheit an. Denn wir wissen nicht, was wir in rechter Weise beten sollen; der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit unaussprechlichen Seufzern. Der die Herzen erforscht, weiß, was die Absicht des Geistes ist. Denn er tritt so, wie Gott es will, für die Heiligen ein.
Römer 8, 26-27
Wenn das Leben mit einer Theaterbühne zu vergleichen wäre, wissen wir jetzt – dank dieses kurzen Abschnitts aus dem Brief von Paulus an die Gemeinde in Rom – wer im Souffleurkasten für uns sitzt: der Geist, oder, besser gesagt, die geistliche Kraft Gottes –ruach (Geist) ist im Hebräischen feminin.
Ich stelle mir vor, manchmal ist der Geist wie sehr fürsorgliche und intuitive Eltern: sie hören die Antwort ihrer kleinen Kinder, auch wenn sie selbst keine von sich geben.
Erwachsene stehen auch oft so da, mit offenem Mund, sprachlos. Besonders in dieser von COVID-19 geprägten Zeit, ohne zu wissen, was zu antworten ist. Oder wofür man überhaupt zu Gott beten soll.
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Wenn jemand in unserem Bekannten- und Verwandtenkreis krank ist, ist klar, wofür man beten soll – oder doch nicht? Manchmal ist es doch nicht so selbstverständlich, z.B. wenn jemand an der Schwelle zwischen Leben und Tod ist. Wofür beten in solchen Fällen? Oft, um wieder gesund zu werden. Manchmal aber auch, um den Mut zu haben, loszulassen und die Person ihren Weg weiter gehen zu lassen.
Vielleicht ist es kein Zufall, dass Paulus in der obigen Bibelstelle die Hilfe vom Geist nicht als Unterstützung sieht, um „die richtigen Worte“ zu finden, als ob man bei einem Bewerbungsgespräch oder einer Rede in der Öffentlichkeit nicht schwächeln möchte. Nein, die geistliche Kraft tritt für uns „mit unaussprechlichen Seufzern“ ein. Ein Seufzer nimmt nicht nur unsere Gedanken, die Dimension unseres Verstandes mit, sondern auch unseren Leib, unsere Emotionen, unser Ringen, um das Wichtigste und Richtige zu finden.
Besonders in diesen Zeiten, in denen die Zukunft ungewiss und unsicher scheint, kann es eine ermutigende Botschaft sein, zu hören, dass die geistliche Kraft Gottes bei uns steht, uns nicht alleine lässt. Sie tritt sogar für unsere Anliegen bei Gott ein.
Roberto Piani