Der November beginnt bunt!

bunte Gesichter
Bild: pixabay.com, Gerd Altmann

Für viele ist der November ein eher dunkler und trauriger Monat: Allerseelen, Volkstrauertag, Totensonntag, man richtet die Gräber auf den Friedhöfen her, legt öffentlich Kränze nieder, gedenkt der Verstorbenen. Es wird wieder früh dunkel und spät hell, im Garten werden Sträucher und Bäume geschnitten, morgens hängt Nebel über dem Fluss, der goldene Oktober hat sich verabschiedet – und die erste Kerze auf dem Adventskranz lässt sich noch Zeit.

Dabei vergessen wir manchmal, dass der November eigentlich sehr bunt beginnt – nämlich mit dem Fest Allerheiligen am 1. November. An diesem Tag gedenken wir all der Heiligen unserer Kirche – und die sind bunt und schillernd, weiß Gott! Da gibt es, glaube ich, nichts, was es nicht gibt! Da waren die frühen Märtyrer, die mit ihrem Leben für ihren Glauben bezahlt haben, und die strengen Mönche, die Kultur geschaffen haben, Franz von Assisi, der aus der bürgerlichen Welt ausstieg – und ein Johannes vom Kreuz, der von seinen eigenen Ordensmitbrüdern in den Kerker geworfen wurde. Es gibt eine Teresa von Avila, die sagt: „Wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn, wenn Fasten, dann Fasten!“ – und eine Madeleine Delbrel, von der man immer noch einige Aschenbecher aufhebt …

Es gibt nicht den oder die Heilige – sondern da haben wir ein buntes Gemenge – und eigentlich müsste für jeden auch ein passender Heiliger, eine passende Heilige dabei sein!

Wer oder was ist aber eigentlich ein Heiliger?

Richard Rohr, ein Franziskaner aus den Vereinigten Staaten, hat in einem seiner Bücher einmal einen Rabbi sinngemäß zitiert: „Wenn man lange genug bei Gott rumhängt, färbt der Typ auch irgendwie ab!“ – Heilige sind Menschen, die lange bei Gott „herumgehangen“ haben und auf die Gott so abgefärbt hat, dass man seine Farben in ihnen erkennen kann.

Über die Autorin

Andrea Schwarz ist Schriftstellerin, war lange Jahre pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück und lebt im Emsland. Sie ist eine genaue und sensible Beobachterin ihrer Umwelt und der Menschen, denen sie begegnet. In ihren Texten versucht sie, Gott mitten im Alltag zu entdecken und Lust aufs Leben zu machen – nun erstmals auch in Form von Blogbeiträgen!

Die Farben Gottes? Im apokryphen Philippus-Evangelium, also einem der Evangelien, das nicht in den offiziellen Kanon der Kirche aufgenommen wurde, heißt es im Spruch 43: „Gott ist ein Färber.“ Jeder Färber aber, der ein wenig auf sich hält, hat Freude an Farben und an der Buntheit – und färbt eben nicht nur in einheitsschwarz oder jeansblau. Der Regenbogen als Zeichen Gottes für seinen Bund mit den Menschen trägt diese Vielfarbigkeit schon in sich, lange bevor ihn verschiedene Gruppen als Symbol für sich und ihre Anliegen entdeckt haben.

Übrigens – Heilige sind nicht nur diejenigen, die offiziell von der Kirche anerkannt sind, sondern das kann jede und jeder sein und werden, denn: „Heilige sind Menschen, durch die es den anderen leichter wird, an Gott zu glauben“ (Nathan Söderblom, schwedischer lutherischer Theologe, 1886 – 1931). Dazu sind wir alle eingeladen – und dann kann es natürlich nur bunt sein!

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