Die Sehnsucht nach dem Meer
In jener Zeit gingen die elf Jünger nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte. Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder. Einige aber hatten Zweifel. Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.
Mattäus 28, 16-20
Heute ist Dreifaltigkeitssonntag. Viele tun sich mit der Dreifaltigkeit schwer, aber sie betrifft uns getaufte Christen alle, weil wir alle auf den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist getauft sind. Das macht es aber auch nicht wirklich leichter, die Dreifaltigkeit zu verstehen: Irgendwie sind Vater, Sohn und Heiliger Geist eins, trotzdem kann ich jeden für sich ansprechen und anbeten und selbst das Glaubensbekenntnis widmet jedem seinen Teil.
Ich habe für mich irgendwann ein stimmiges Bild gefunden, wie sich die Dreifaltigkeit ganz gut erklären lässt: Sie ist wie Segeln auf einem Schiff …
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Der französische Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry hat mal gesagt: „Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer“. Diese Sehnsucht des Menschen, eine tiefe Sehnsucht, die wir alle in uns haben – nach einem guten Leben, nach einem sinnvollen Leben und nach einer Erklärung des großen Ganzen, die auch Hoffnung ist – die verbinde ich mit Gott. Es ist eine Sehnsucht nach Gott und vielleicht auch eine, die er in uns hinein gelegt hat.
Trotzdem braucht es für die Menschen mit der Sehnsucht nach dem Meer auch ein gewisses Fachwissen, WIE man denn ein Schiff baut. Dieses Wie in Bezug auf unser Leben und unseren Glauben hat Jesus Christus uns vorgelebt: In unzähligen Gleichnissen und Situationen hat er uns konkrete Beispiele gegeben, denen wir (nach)folgen können.
Und wenn wir dann mit unserem fertigen Segelschiff am Strand liegen, braucht es, damit wir los segeln können, noch Wind. Wir benötigen einen Antrieb, Kraft und Energie, etwas das uns voran bringt, das uns manchmal auch in eine bestimmte Richtung lotsen will – aber es liegt an uns, ob wir uns eben dahin treiben lassen oder auch gegen den Wind kreuzen. Dieser Wind symbolisiert den Heiligen Geist.
Gott also als die tiefe Sehnsucht, Jesus als der, der uns praktisch zeigt, wie wir dieser Sehnsucht folgen können und der Heilige Geist als der, der uns antreibt und lenkt. Alle drei sind notwendige Einzelteile und gehören dennoch zusammen, wenn wir segeln oder eben glauben wollen.
Pastoralreferentin Eva Schumacher