Ein Bischof auf Bestellung
Ich bekomme einen Anruf: „Sagen Sie mal, das ist doch wohl ein Witz! Da wollen Sie ernsthaft mitmachen? Und das nennen Sie dann auch noch Mitbestimmung?!“ Der Mann am anderen Ende der Leitung überschlägt sich fast. Nein, tun wir nicht.
Strenggenommen heißt die ganze Aktion „Einbeziehung der Gläubigen in die Bestellung eines Diözesanbischofs“. So lautet zumindest der Beschluss des Synodalen Weges vom 4. Februar 2022, der alles ins Rollen gebracht hat. Weil die klugen Menschen, die das Anliegen in der Synodalversammlung vorgestellt haben, auch schon wussten, dass wir eine Bischofswahl nicht werden demokratisch organisieren können. Oder dürfen. Und auch noch gar nicht sicher sein könnten, ob das der allerbeste Weg wäre. Aber deswegen ist das, was derzeit bei uns im Bistum passiert, nicht automatisch nichts wert. Im Gegenteil.
Der Anrufer holt einmal tief Luft und ich frage ihn, ob er ein echtes Interesse daran hat, zu hören, was hier geschieht. Er hat. Er hat sogar Geduld und ich kann es ihm erklären. Das ist schon mal super, weil Geduld brauchen wir wirklich. Da hilft alles nichts.
Über die Autorin
Martina Kreidler-Kos ist Leiterin des Osnabrücker Seelsorgeamts. Ihr liegen die großen Fragen der Kirche am Herzen – aber auch die kleinen, alltäglichen und nur scheinbar nebensächlichen Dinge.
„Was verändert sich denn jetzt konkret?“, fragt er. Ich erzähle: „Jemand sagt mir: Sie kenne ich, da traue ich mich, auch was zu dem Thema zu sagen.“ Oder: „Jetzt darf man das Ganze auch mal gegen den Strich bürsten und einen verrückten Vorschlag zu machen.“ Es kommen auf diesem Weg einfach mehr Ideen zusammen. Wenn Menschen mit verschiedenen Erfahrungen und Perspektiven auf die Frage schauen: „Was braucht unser Bistum für einen neuen Bischof? Welche Kompetenzen sollte er mitbringen?“ Und „Wer könnte das denn sein?“ Wenn Laien das Domkapitel unterstützen auf der Suche nach geeigneten Kandidaten. Und die Ermutigung gilt offensichtlich auch andersherum. Einer der Domkapitulare sagt nach unserem ersten gemeinsamen Treffen: „Ich fühle mich bestärkt.“
Der Anrufer hat ja recht, es sind vielleicht nur Millimeter, die wir hier gehen. Aber sehr, sehr gute.