Ein Blick auf alle, die es schwer haben

Stehlampe
Bild: unsplash.com, David van Dijk

Sie kamen nach Kafarnaum. Als [Jesus] dann im Haus war, fragte er sie: Worüber habt ihr unterwegs gesprochen? Sie schwiegen, denn sie hatten unterwegs miteinander darüber gesprochen, wer von ihnen der Größte sei. Da setzte er sich, rief die Zwölf und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein. Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen: Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.

Markus 9,33-37

 

Ich glaube nicht, dass Jesus etwas gegen Anführer hatte, er war ja selbst einer. An vielen Orten braucht es gute Leute, die vorne oder oben stehen, die andere führen. Vielmehr kommt es auf die Haltung an: Wenn die Ersten meinen, sie seien die Größten, dann ist was falsch. Wenn die Oberen von oben herabschauen oder darauf warten, dass die anderen zu ihnen aufschauen, dann ist was falsch. Die an der Spitze sind für die an der Basis da; zugleich brauchen auch sie für ihren Job die Unterstützung anderer.

Das Kind, das Jesus in die Mitte stellt und umarmt, steht für alle, die nicht für voll genommen werden; die hinten und unten stehen statt vorne und oben. Mit solchen Außenseitern solidarisch zu sein, ist ein Anliegen kirchlicher Caritas. In diesem Jahr richtet die Caritaskampagne mit dem Titel „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“ den Blick auf alle, die es schwer haben, eine ordentliche Bleibe zu finden: Wohnungslose etwa oder Geringverdienende – insbesondere Familien, Alleinerziehende – , Geflüchtete und andere, die gesellschaftlich mehr am Rand als in der Mitte stehen.

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Wenn Christen Christus empfangen wollen, dann geschieht das auch in der Eucharistie, ja. Dann geschieht das aber auch dort, wo sie Leute vom Rand in die Mitte holen und umarmen, wo sie Heimatlosen ein Gefühl von Ankommen und Willkommen geben. Es führt zu nichts, das eine gegen das andere auszuspielen; und es würde zu nichts führen, wenn „Spirituelle“ und „Soziale“ miteinander wetteifern würden, wer größer ist – zumal man ja durchaus beides sein kann …

Martin Splett