Ein Mensch, der das Leben liebt

Glückliche Frau mit Ballons, die über ein Feld rennt
Bild: canva.com

An einem Sabbat ging er durch die Kornfelder und unterwegs rissen seine Jünger Ähren ab. Da sagten die Pharisäer zu ihm: Sieh dir an, was sie tun! Das ist doch am Sabbat nicht erlaubt. Er antwortete: Habt ihr nie gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren und nichts zu essen hatten, wie er zur Zeit des Hohepriesters Abjatar in das Haus Gottes ging und die Schaubrote aß, die außer den Priestern niemand essen darf, und auch seinen Begleitern davon gab? Und Jesus sagte zu ihnen: Der Sabbat wurde für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat. Deshalb ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat.
Als er wieder in die Synagoge ging, war dort ein Mann mit einer verdorrten Hand. Und sie gaben Acht, ob Jesus ihn am Sabbat heilen werde; sie suchten nämlich einen Grund zur Anklage gegen ihn. Da sagte er zu dem Mann mit der verdorrten Hand: Steh auf und stell dich in die Mitte! Und zu den anderen sagte er: Was ist am Sabbat erlaubt – Gutes zu tun oder Böses, ein Leben zu retten oder es zu vernichten? Sie aber schwiegen. Und er sah sie der Reihe nach an, voll Zorn und Trauer über ihr verstocktes Herz, und sagte zu dem Mann: Streck deine Hand aus! Er streckte sie aus und seine Hand wurde wiederhergestellt. Da gingen die Pharisäer hinaus und fassten zusammen mit den Anhängern des Herodes den Beschluss, Jesus umzubringen.

Markus 2,23-3,6

Am Dienstag hat sich unser neuer Bischof Dr. Dominicus Meier OSB im Osnabrücker Dom vorgestellt. Von seinen Einführungsworten, die er an uns gerichtet hat, war ich sehr beeindruckt. Als Richtschnur für sein Handeln und seinen Dienst zitiert er vier Worte aus der Regel des Hl. Benedikt. Er beginnt mit der Frage: „Bist Du ein Mensch, der das Leben liebt?“. Dazu führt Bischof Dominicus in seinem Grußwort aus: „Ich glaube, einen solchen Dienst kann jemand nur übernehmen, der Freude am Leben und an der Begegnung mit Menschen hat. Das grundsätzliche Ja zu jedem Menschen, unabhängig von Geschlecht, sozialem Stand oder politischer Ausrichtung, noch von seiner Herkunft und Sexualität ist eine Grundvoraussetzung, um heute in der Kirche und für diese Kirche zu wirken angesichts des Vertrauensverlustes in den letzten Jahren und einer immer größer werdenden Gottvergessenheit.“

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Für mich waren diese Eingangsworte eine Wohltat, es macht mir Hoffnung, dass wir auch in Zukunft eine offene Kultur gemäß des Leitwortes unseres Bistums: „Gott und den Menschen nahe“ weiter leben und fördern dürfen in den verschiedenen pastoralen und sozialen Arbeitsfeldern in unserem Bistum.

Es geht um das Leben und um die Liebe, das sind die Kernbegriffe in der Verkündigung Christi, und eben nicht um Regeln und Normen. Und dabei wären wir bei der Kernaussage Jesu im heutigen Sonntagsevangelium: „Der Sabbat wurde für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat.“ (Markus 2,27)

Den Maßstab meines Handelns bilden unter diesem Leitwort die Liebe und das Leben. Ich muss meinen Dienst an den Freuden und Hoffnungen, Nöten und Ängsten der Menschen ausrichten, in deren Dienst ich mich stelle. Und dann geht es nicht darum, möglichst immer regelkonform zu agieren, sondern die Liebe allem anderen voranzustellen – im Zweifel immer die Liebe! Die Frage danach, ob ich das Leben liebe, ist eine, die ich mir dann immer wieder neu stellen und für mich beantworten muss.

Danke lieber Herr Bischof Dominicus, für diesen Anstoß!

Kirsten Ludwig