Eine historische Chance
Mit viel Rückenwind für den Synodalen Weg der Kirche in Deutschland bin ich am Samstag aus Frankfurt zurückgekommen. Nach dem dreitägigen Marathon von Aussprachen und Abstimmungen bin ich erleichtert durch das, was ich dort erfahren habe. Mitten in allen Desastern der gegenwärtigen Lage der Kirche in unseren Breiten habe ich viel echten Willen zur Erneuerung wahrgenommen, der sich eben nicht allein auf Strukturen, sondern auch auf Inhalte bezieht, der den systemischen Fragen einen hohen Rang einräumt, aber genauso um die notwendige Umkehr und Verwandlung der Herzen jedes und jeder Einzelnen weiß.
Da war die Feier der Eucharistie in dem Raum unseres Ringens um eine gesegnete Zukunft der Kirche ein ungemein intensives Ereignis, das uns deutlich spüren ließ, wie sehr die Eucharistie Quelle und Höhepunkt des christlichen Lebens ist. Um ihretwillen müssen wir alles einsetzen für eine neue, anziehende Weise des Priestertums in einer Kirche der Beteiligung, einer Kirche der Gerechtigkeit und der Einheit in Vielheit.
Immer mehr haben wir uns in eine synodale Kultur eingeübt, in der wir wichtige Fundamente für den weiteren Weg gelegt haben, und das mit hoher Zustimmung derer, die aus den verschiedenen Bereichen der Kirche zusammengekommen waren. Es gibt mitten in den so übermächtig erscheinenden Herausforderungen eben doch diesen Rückenwind des Geistes Gottes, der für uns Zukunft und Hoffnung will.
Über den Autor
Franz-Josef Bode ist unser Bischof und Vorsitzender der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Seit 2010, damals als erster deutscher Bischof, schreibt Bode in unserem Bistumsblog über Begegnungen und Gedanken aus seinem bischöflichen Alltag.
Freilich sind es erst Grundlagen, die auf weitere Aufbauarbeit warten. Freilich sind unsere Zustimmungen vor Ort dringend in den Dialog mit der Weltkirche und mit Rom einzubringen. Aber jetzt ist die Chance, es auch zu tun, da der weltkirchlich-synodale Weg ja ebenfalls eröffnet ist. Diese Chance ist historisch zu nennen und darf nicht vertan werden.
Ich fühlte mich in Frankfurt in der Wahl des Leitwortes meiner Silvesterpredigt bestätigt: „Macht euch an die Arbeit! Mein Geist bleibt in eurer Mitte“ (Hag 2,4-5). Es ist ein Wort, das der Prophet Haggai dem Volk Israel beim Wiederaufbau des Tempels von Gott her zuspricht.
Ja, machen wir uns an die Arbeit! Es wird anstrengend. Aber der Geist Gottes war und ist zu spüren. Gott sei Dank!