Einkaufen? Gar nicht so einfach …

Eier
Bild: unsplash.com, Hannah Tasker

Also, ganz ehrlich gesagt – ich finde, dass Einkaufen inzwischen ganz schön kompliziert geworden ist. Und das liegt nicht an irgendwelchen Hamsterkäufen wie in Corona-Zeiten oder zu Beginn des Ukraine-Kriegs. Gewöhnt hat man sich mittlerweile auch daran, dass es manche Produkte und Marken aufgrund von Preiskämpfen zwischen Herstellern und Supermarktketten grad mal wieder nicht gibt und man irgendwie umdenken oder improvisieren muss.

Einkaufen ist schwierig geworden, weil wohl die meisten von uns inzwischen gewisse Wertvorstellungen entwickelt haben. Über manche muss man gar nicht mehr groß reden: Klar, im Januar kauft man keinen mit dem Flieger eingeflogenen Spargel aus Südamerika – und auch Erdbeeren gehören um die Jahreszeit nicht auf den Tisch. Viele versuchen, bewusst einzukaufen: regional, saisonal, im Interesse des Tierwohls. Und wer knapp bei Kasse ist, muss dann auch noch die Preise im Blick haben. Und das gut miteinander zu kombinieren, das kann schwierig werden.

Eier zum Beispiel. Unser Supermarkt hat verschiedene im Angebot. Zum einen natürlich die Bio-Eier – aber die sind ganz schön teuer. Gut, dann habe ich bisher immer zu den Eiern aus Freiland-Haltung gegriffen – immerhin mag es da den Hühnern wohl ein bisschen besser gehen als in einem geschlossenen Stall. Kürzlich hab ich mal neugierig anhand des Stempels auf dem Ei nachgeschaut, wo diese  Eier eigentlich herkommen – die kamen tatsächlich aus Mecklenburg-Vorpommern! Muss ich im Emsland wirklich Eier essen, die erst 300 Kilometer transportiert werden müssen? Das spräche wiederum für die Eier, die unser Supermarkt auch im Angebot hat, und die von einem Betrieb kommen, der nur 2 Kilometer entfernt ist – aber das sind Eier aus Bodenhaltung. Dann gäbe es natürlich noch die Variante, dass ich zu einem Bio-Bauernhof hier in unserer Pfarreiengemeinschaft fahre und dort die Eier hole – aber 16 Kilometer mit dem Auto allein deswegen zu fahren? Ist ja nun auch nicht gerade die klimafreundlichste Variante. Und gar keine Eier mehr zu essen, ist für mich keine Alternative, immerhin ersetzen sie bei uns so manches Gericht mit Fleisch.

Über die Autorin

Andrea Schwarz ist Schriftstellerin, war lange Jahre pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück und lebt im Emsland. Sie ist eine genaue und sensible Beobachterin ihrer Umwelt und der Menschen, denen sie begegnet. In ihren Texten versucht sie, Gott mitten im Alltag zu entdecken und Lust aufs Leben zu machen – nun erstmals auch in Form von Blogbeiträgen!

Saisonal, regional, Tierwohl, Preis – manchmal wird man da wahrscheinlich Kompromisse eingehen müssen – wenn man nicht gerade einen schönen Wochenmarkt wie in Osnabrück oder einen überzeugenden Bauernladen in der Nähe hat. Inzwischen nehme ich bei den Eiern als weiteres, etwas pragmatisches Kriterium das Haltbarkeitsdatum mit in die Entscheidung dazu – denn Eier entsorgen zu müssen, weil sie nicht mehr gut sind, wäre wohl die allerschlechteste Lösung.

Manchmal allerdings überrascht einen auch der Supermarkt. Kürzlich kaufte ich ausnahmsweise mal wieder kleine Mineralwasserflaschen– wenn man mehrere Tage und lange Strecken im Auto unterwegs ist, sind die großen Glasflaschen, die wir normalerweise haben, einfach unpraktisch. So griff ich zu der Eigenmarke dieser Supermarktkette, die u.a. mit regional und nachhaltig wirbt. Und wo kommt das Mineralwasser her? „Abgefüllt in Frankreich“ – haben wir denn in Deutschland keine eigenen Mineralwasserquellen mehr?

Ja, ich finde, irgendwie ist Einkaufen schwierig geworden… aber man kann es natürlich auch als Lernfeld mitten im Alltag verstehen: Nach welchen Kriterien treffe ich Entscheidungen und mit welchem Kompromiss kann, will und muss ich gegebenenfalls leben? Und diese Frage wiederum mag nicht nur beim Einkaufen von Eiern interessant sein, sondern auch für die großen Themen in Kirche, Gesellschaft und Politik.

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