Erneuerung, die aus dem Evangelium kommt

ein kleiner Baum wächst aus einem Buch
Bild: AdobeStock.com, Linda Vostrovska

Den Kauf der Autobiografie „Hoffe“ von Papst Franziskus bereue ich nicht. In kurzer Zeit habe ich das spannende Buch gelesen. Trotz harter Erfahrungen und schwerer Zeiten ist dieses Buch von Hoffnung bestimmt. Das Motto des Heiligen Jahres 2025 „Pilger der Hoffnung“ zu sein, löst er in seinem Leben ein. Davon gibt diese Biographie Zeugnis.

Sein Lebensweg mit 88 Jahren ist nicht nur einfach und erfolgreich gewesen. Er hat schwere Zeiten durchlebt. Er veröffentlicht nicht eine strahlende Siegergeschichte, sondern er berichtet von einer Migrantenfamilie aus Italien, die vor dem Mussolini-Faschismus nach Argentinien floh. Auf dem Hintergrund dieser Fluchterfahrungen ist es sehr verständlich, dass Migration eine zentrale Bedeutung in seiner pastoralen Tätigkeit hat. Seine persönliche Familiengeschichte hat ihn auch entscheidend zur ersten Reise nach Lampedusa geführt. Auch in diesem Buch bleibt er sich und seinem Kirchenverständnis treu. – Vom Rand – vom Unbekannten – vom scheinbar Unbedeutenden, die Kirche und seinen persönlichen Dienst anschauen. Dieser Perspektivwechsel eröffnet einen neuen – und anderen Blick auf die Situation der Kirche und seiner Tätigkeit als Papst im Jahr 2025. Er weiß um die Probleme und Herausforderungen der Kirche. Auf vielfältige Weise unterstützt er Veränderungsprozesse trotz aller internen Widerstände.

Über den Autor

Theo Paul ist Domkapitular und unter anderem für die Krankenhäuser, Klöster und geistlichen Orte im Bistum Osnabrück zuständig. In seinen Blogbeiträgen greift er gerne aktuelle Themen auf.

Auch die innerkirchlichen Debatten führen Papst Franziskus nicht von seiner seelsorglichen Option weg, den Armen – oder den kleinen Leuten – dem einfachen Volk eine Stimme zu geben. Mich hat beim Lesen die Sensibilität für die Menschen in seiner Umgebung beeindruckt. Für ihn ist die Busfahrt in Buenos Aires eine geistliche Chance. Er betet unterwegs und spricht im Bus mit Menschen, wenn sie es möchten. Er sorgt sich um Schüler, in Zeiten der Militärdiktatur um Verfolgte, unterstützt die Priester der Armen, ist in den Elendsvierteln als Bischof und Kardinal präsent.

Ich habe das Buch mit großer Dankbarkeit in mein Regal gestellt. Sicherlich werde ich es noch häufiger in die Hand nehmen, um Geschichten und Kommentare nachzulesen, denn dieses Buch ist voller Veränderungsprozesse, die unsere Kirche in Zukunft prägen werden. Mit Papst Franziskus verändert sich die Kirche auf nachhaltige Weise. Dabei geht es nicht um äußere Aktivitäten und zwanghaftes Organisieren, sondern um Erneuerung, die aus dem Evangelium kommt. Zu dieser Erneuerung gehört die Wertschätzung und Achtung des normalen – einfachen – Lebensalltags. Davon gibt uns Papst Franziskus in seinem Buch ein Beispiel.

Ein Kommentar zu “Erneuerung, die aus dem Evangelium kommt

  1. Vielen lieben Dank für die einfühlsame Rezension. Ich habe das Buch auch gelesen. Es hat mich, wie alle Texte von Papst Franziskus, sehr berührt. Ich bedauere sehr, dass die meisten Texte von Papst Franziskus, zumindest in meiner Gemeinde, so wenig rezipiert werden, obwohl von ihnen eine große sprachliche Kraft ausgeht. Auch ich nehme wahr, dass sich in unserer Kirche vieles verändert und ich hoffe sehr, dass wir zu einem gleichwürdigeren und diskriminierungsfreieren Miteinander kommen, als dies bisher der Fall war. Der Blick auf die Armen, Kranken und Leidenden hilft dabei – so meine Erfahrung.

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